Anlage 3 Lehrpläne - Akademie für Sozialarbeit

Alte FassungIn Kraft seit 26.9.1987

Anlage 3

— IV. BILDUNGS- UND LEHRAUFGABEN DER EINZELNEN UNTERRICHTSGEGENSTÄNDE,

LEHRSTOFF, DIDAKTISCHE GRUNDSÄTZE

A. Pflichtgegenstände

DEUTSCH

Bildungs- und Lehraufgabe:

Der Deutschunterricht soll die sprachliche Kommunikationsfähigkeit des Studierenden entwickeln und erweitern helfen, damit der einzelne sich in einer demokratischen, sich ständig verändernden Gesellschaft als autonomes und zur Mitbestimmung fähiges Individuum behaupten und bewähren kann.

Als Grundlage soll die Fähigkeit entwickelt werden, die vielfältige Sprachwirklichkeit mit Hilfe eines Modells der sprachlichen Kommunikation zu analysieren und zu interpretieren. Dementsprechend sind folgende Teilbereiche des Deutschunterrichts grundsätzlich gleichwertig und einander zugeordnet:

mündliche und schriftliche Kommunikation,

Umgang mit Texten,

Reflexion über Sprache.

Die mündliche und schriftliche Kommunikation hat zum Ziel, daß sich die Studierenden aktiv, zielbewußt und tolerant an Gesprächen, Diskussionen, Debatten beteiligen und auch kleine vorbereitende Diskussionen eines bekannten Teilnehmerkreises leiten können. Die Studierenden sollen auch befähigt werden, einen Vortrag, ein Referat unter Verwendung der entsprechenden rhetorischen Mittel halten zu können. Dabei sollen sie lernen, eigene Gedankengänge zu entwickeln, zu ordnen und schriftlich in einem dem Gegenstand und der Situation angemessenen Ausdruck niederlegen zu können. Ein weiteres Ziel ist, daß die Studierenden die Formen schriftlicher Kommunikation (Brief, Bewerbung usw.) hinreichend beherrschen und sich dabei zwar nicht rollenkonform, aber doch rollenbewußt verhalten. Auch die Orthographie, Grammatik und Zeichensetzung sollen sie entsprechend den für die Sprache der Öffentlichkeit geltenden Normen beherrschen.

Der Teilbereich Umgang mit Texten geht von einem erweiterten Literaturbegriff aus (nicht-dichterische und dichterische, gedruckte und durch andere Medien vermittelte Texte). Ziel ist es, die Fähigkeit und Bereitschaft der Studierenden zu verständigem und kritischem Umgang mit den unterschiedlichen Textarten zu entwicklen.

Die Studierenden sollen sich mit Dichtung und Gebrauchsliteratur selbständig auseinandersetzen können, über ihr Leseverhalten reflektieren und die Standortbedingtheit ihrer Wertung erkennen können; sie sollen begreifen, welcher indirekte Zusammenhang zwischen Literatur und den jeweils geltenden gesellschaftlichen Normen besteht; Literatur als Hilfe bei der Identitätsfindung, als Gegenstand ästhetischen Vergnügens, als Alternative zur Lebenswirklichkeit erfahren; die eigene Sprachkompetenz im Umgang mit gegenwärtiger und vergangener Literatur erweitern.

Bei der Reflexion über Sprache sollen die Studierenden Einsichten in die Grundfragen und Bedingungen sprachlicher Kommunikation gewinnen. Ziel ist es, den Zusammenhang der syntaktischen, der semantischen und der pragmatischen Dimension von gesprochenen und geschriebenen Texten zu vermitteln. Dabei sollen die Studierenden insbesondere lernen, sprachliche Äußerungen in ihrem Situationsbezug, ihrer Intention und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung (Manipulation oder Aufklärung) zu erfassen und, auf diesen Einsichten aufbauend, die eigene sprachliche Ausdrucksfähigkeit erweitern.

Lehrstoff (6 Wochenstunden):

Mündliche und schriftliche Kommunikation:

Gespräch-, Gruppen- und Plenardiskussion, Einzel- und Gruppenreferat, Aufgaben der Diskussionsleitung, Rede (Anwendung rhetorischer Mittel); Protokoll, Inhaltsangabe, Beschreiben und Kommentieren von graphischen Darstellungen (Bilder, Diagramme usw.), Brief, Exzerpt, Kritiken, Erörterung aktueller Themen, auch ausgehend von einem Text.

Schriftliche Interpretation von Texten unterschiedlicher Art, Begriffsdefinition und -erläuterung. Orthographie, Grammatik und Zeichensetzung.

Umgang mit Texten:

Textbeschreibung:

Unterhaltungs- und Trivialliteratur, literarische Zweckformen, sprachliche Merkmale von Texten (Wortgut, Satzbau, Tempora), Erzählform, Erzählperspektive, Darstellungstechniken bei verschiedenen Textarten.

Literaturgeschichtliche Orientierung:

Eine Reihe größerer Werke sowie Gedichte aus der deutschsprachigen Literatur unter besonderer Berücksichtigung der österreichischen Dichtung und des Schrifttums des 19. und 20. Jahrhunderts.

Hinweise auf den historischen, sozialen, kulturellen und literarischen Zusammenhang von gelesenen Texten, stoff- und motivgleiche Beispiele aus der Weltliteratur.

Charakteristische Theater- und Bühnenformen in ihrer Orts- und Zeitbedingtheit:

Interpretation:

Verschiedene Interpretationsansätze (ästhetische, philosophische, politische, psychologische, soziale Ebene).

Beispiele verschiedener Darstellungen eines Werkes in vergleichbaren Literaturgeschichten. Thema und Themabehandlung, Motiv- und Themenvergleiche, sprachliche Merkmale (Wortgut, Satzbau, Tempus, Modus, Rhythmus, Klang). Inhalt, Intention, Wirkung eines Textes, Intention eines Autors, historische Bedingtheit der Textgestaltung. Individuelle und gesellschaftliche Stabilisierungsmechanismen trivialer Texte.

Sprache der Werbung; Analyse von Zeitungstexten: Informieren, Interpretieren und Appellieren als drei Absichten der Publizistik (Texttypen: Nachricht, Kommentar, Leitartikel, Interview).

Reflexion über Sprache:

Sprache als Verständigungsmittel; das Kommunikationsmodell:

Beziehung zwischen „Sender“, „Empfänger“, Zeichensystem, Sache und Situation; der phonetische, semantische und dramatische Aspekt der Sprache; sprachliche Bilder, Stilfiguren, gesprochene und geschriebene Sprache; Problem der Normierung von Rechtschreibung und Zeichensetzung.

Didaktische Grundsätze:

Die Strukturierung des Lehrstoffes orientiert sich an den Ergebnissen der Kommunikationstheorie, Linguistik und Literaturwissenschaft.

Es ist von der Tatsache auszugehen, daß es gilt, Erwachsene zu unterrichten, die recht unterschiedliche Vorbildung und Erfahrung mitbringen. Daher hängt die Auswahl der Inhalte ab von Interesse und Eignungsvoraussetzungen der jeweiligen Gruppe sowie von der darauf abgestimmten Planung des Lehrers. Vor allem in der mündlichen und schriftlichen Kommunikation sind solche Inhalte zu behandeln, bei denen mangelhafte Kenntnisse festgestellt werden. Beim Unterricht mit Erwachsenen kommen der Kommunikation und Kooperation besondere Bedeutung zu. Besonders die kreativen Kräfte sollen gefördert werden und den Deutschunterricht mitbestimmen. Im Umgang mit der Literatur soll das Interesse an der Dichtung geweckt und vertieft werden. Neben dem Erlebnis der Dichtung, das durch Theaterbesuche, Hörspiele und dergleichen gefördert werden sollte, soll auch der sozio-kulturelle Zusammenhang beachtet werden.

Methoden zur Erarbeitung der Lehraufgaben:

Lehrervortrag, Unterrichtsgespräch, Diskussion, Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit, Möglichkeiten eines projektorientierten Unterrichts.

Häusliche Arbeiten sind sowohl zur Vorbereitung des Unterrichts als auch zur Festigung des Unterrichtsertrages einzusetzen, zB das Lesen umfangreicherer Texte, die Vorbereitung von Referaten und das Einüben schriftlicher Darstellungsformen.

Zuletzt aktualisiert am

20.01.2025

Gesetzesnummer

10008629

Dokumentnummer

NOR12102759

alte Dokumentnummer

N6198710186U

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