Anlage 1
— WERKERZIEHUNG
Bildungs- und Lehraufgabe:
Die Werkerziehung soll auf den in den vorangegangenen Bildungsgängen erworbenen Grundlagen aufbauen. Die Schüler sollen einerseits dazu geführt werden, die für ihren künftigen Beruf notwendigen praktischen Werkverfahren zu beherrschen; andererseits sollen sie durch enge Verbindung der praktischen Arbeit mit Werkbetrachtung und fachdidaktischen Überlegungen sowie durch Erwerb von elementaren Sachkenntnissen Einsicht in Werkstoffgegebenheiten, Verfahrensweisen, in Zusammenhänge von Form, Funktion und Material gewinnen und so zu selbständiger, systematischer, gegenstandsgerechter und planvoller Berufsarbeit im Kindergarten, allenfalls im Hort, befähigt werden. Diese Arbeit schließt die kreative Gestaltung der beruflichen Umwelt sowie von Festen und Feiern ebenso ein wie die Förderung der kreativen Fähigkeiten und Kräfte der Kinder.
Einblicke in Probleme der Produkt- und Umweltgestaltung aus Gegenwart und Vergangenheit sollen die Schüler zu einer differenzierten und begründeten Werthaltung gegenüber diesen Bereichen führen.
Damit soll die Werkerziehung einen wesentlichen Beitrag zu berufsspezifischer Ausbildung, zur Allgemeinbildung und zur Persönlichkeitsfindung leisten.
Lehrstoff:
- 1. Klasse:
Werken (3 Wochenstunden):
Körperhaftes und räumliches Gestalten:
Plastisches Gestalten, vorwiegend figurativ, in additiven und subtraktiven Techniken mit leicht formbaren Materialien (zB Knetwachs, Ton, Papiermache, Plastilin, Seife, Teig ua.). Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorhergegangenen Schulstufen Erweitern der Erfahrungen bei der Gestaltung von Vollplastik und Relief (zB Menschen- und Tierdarstellungen, Masken, Kacheln). Montageverfahren mit Materialien industriellen Ursprungs (zB Schachteln, Dosen, Textilien) und mit Naturmaterialen (zB Stroh, Rinde, Blätter, Zapfen).
Fachdidaktische Auseinandersetzung mit den Formmöglichkeiten im plastischen Bereich im Kindergarten, allenfalls im Hort. Hinweise auf Motivation, Aufbaureihen mit abgestuften Schwierigkeitsgraden und Organisation von Arbeitsprozessen.
Bauen unter Berücksichtigung verschiedener Funktionen, wie Umschließen, Abgrenzen, Durchbrechen, Überdachen usw. vornehmlich großformatig (begehbar) mit Karton, Stangen, Plachen ua. Fachdidaktische Auseinandersetzung mit Möglichkeiten des Bauens im Kindergarten, allenfalls im Hort (Bedachtnahme auf Material, Materialverbindung und Werkzeug).
Produktgestaltung:
Flechten mit verschiedenen Materialien (zB Untersätze, Körbchen, Matten ua.). Verschiedene Papierarbeiten, insbesondere Faltarbeiten (zB Mützen, Schiffchen, Faltschachteln ua.). Kindgemäßes Spielzeug und Beschäftigungsmaterial aus verschiedenen Materialien, Dekorationsobjekte.
Werkbetrachtung von Spielzeug im Hinblick auf Funktion, Form, Farbgebung und Materialauswahl.
Textiles Gestalten (2 Wochenstunden):
Textile Techniken: Weben, Knüpfen, Stoffdrucken, Applizieren, Batiken, Sticken, Stricken und Häkeln. Anfertigen von Werkstücken aus drei der genannten Bereiche. Nähen kleiner Werkstücke (zB Kleidung für den täglichen Gebrauch und für das Spiel des Kindes), Umarbeitungen (zB Schürze, Malerkittel, Kostüme für das Rollenspiel), Zeichnen einfacher den Themenstellungen entsprechender Schnitte.
Werkbetrachtung textiler Arbeiten aus dem Bereich der Kunst und Volkskunst aus verschiedenen Zeiten und Ländern.
Fachdidaktische Hinweise für die Beschäftigung von Kindergarten-, allenfalls Hortkindern, im textilen Bereich im Hinblick auf Motivation, Aufbaureihen mit abgestuften Schwierigkeitsgraden und Organisation von Arbeitsprozessen. Hinweise zur Herstellung von Spielgaben (zB Fingerpuppen) und zur Ausstattung von Festen und Feiern im Kindergarten, allenfalls im Hort. Auseinandersetzung mit Gestaltungskriterien (Material, Technik, Funktion, Form und Farbe) im textilen Bereich.
- 2. Klasse (2 Wochenstunden):
Werken:
Körperhaftes und räumliches Gestalten:
Erweitern der Erfahrungen beim plastischen Gestalten durch Heranziehen neuer Materialien (wie Gips, Holz), zB an figurativer Vollplastik und Relief. Gießverfahren (zB Gipsguß, Wachsguß, Zinnguß); Abdruckverfahren (zB mit Plastilin, Ton, Wachs ua.).
Werkbetrachtung: Gewinnen von Einsichten in das Zusammenwirken von Material und formgebenden Verfahren im Dienste einer Aussage anhand von Werken der Plastik aus Vergangenheit und Gegenwart, auch aus der Volkskunst.
Anfertigen von Grundelementen für das Zusammenstellen von Bauwerken und Raumgestaltungen (zB für das spielerische Erfassen konkreter Lebenssituationen, wie Wohn- und Verkehrssituationen).
Werkbetrachtung: Bewußtmachen der durch Spiel erfahrenen Probleme in Lebenssituationen (zB räumliche Bedingungen, Notwendigkeit von Regelungen, Bedeutung optischer Zeichen und Signale).
Produktgestaltung:
Bereich Gefäßkeramik: Daumenschale, Aufbaukeramik, allenfalls Plattenkeramik, Drehen auf der Töpferscheibe, Glasieren und Engobieren.
Werkbetrachtung von Keramik im Hinblick auf Form, Farbe und Funktion (Produktanalyse), Unterschied zwischen handwerklicher und industrieller Fertigung.
Fachdidaktik: Wecken des Verständnisses für die handwerklichen Anforderungen der verschiedenen Techniken.
- 3. Klasse (2 Wochenstunden):
Werken (ein Semester):
Körperhaftes und räumliches Gestalten im Dienste des Spieles und der Dekoration:
Herstellen von räumlichen Gegebenheiten für spontane Kinderspiele (Einkaufen, Kochen usw.) und für das vorgegebene Spiel (Märchen-, Puppen-, Schattenspiel). Herstellen von Puppen für das Bühnenspiel, zB Flachpuppen, Handpuppen, Marionetten (auch Stockmarionetten). Herstellen von Masken und Kostümen.
Werkbetrachtung in engem Zusammenhang mit der eigenen praktischen Tätigkeit; Betrachten beispielhafter Lösungen aus Bühnengestaltung und Bühnendekoration.
Dekoration für Alltag, Fest- und Feiergestaltung im Kindergarten, allenfalls im Hort, vornehmlich aus leicht bearbeitbaren Materialien und mit rasch bewältigbaren Arbeitsprozessen.
Werkbetrachtung: Einblicke in entsprechende Formen des Brauchtums.
Textiles Gestalten (ein Semester):
Erweitern der Kenntnisse und Erfahrungen in den Techniken Stricken, Häkeln, Weben, Knüpfen, Stoffdrucken, Applizieren, Batiken und Nähen, die auch in kombinierter Form an Werkstücken für das kindliche Spiel anzuwenden sind:
- a) Herstellung von Puppen für das Lern- sowie für das Bühnenspiel;
- b) Puppenkleidung, Ausstattung für die Puppenecke (Bettzeug, Tischwäsche ua.);
- c) Anfertigen von Tieren in textilen Techniken (dreidimensional).
- Für jede der drei angeführten Aufgabenstellungen ist je ein Werkstück anzufertigen.
- Werkbetrachtung: Beachtung der optischen und haptischen Wirkung von textilen Materialien in ihrer vielfältigen Verarbeitung, insbesondere an typischen Werken in den obgenannten Techniken. Das Erscheinungsbild von textilem Spielzeug im Wandel der Zeit (zB Puppen, Tiergestalten). Allenfalls Bekleidungsgeschichte (erläutert an wenigen exemplarischen Beispielen). Besprechung von aktueller, persönlich gestalteter Mode (Modetrends, Modetorheiten).
- 4. Klasse (2 Wochenstunden):
Werken:
Körperhaftes und räumliches Gestalten:
Skulpturale Verfahren auch in Materialien mit höherem Bearbeitungswiderstand, wie Holz, Kunststein, Sandstein, Speckstein.
Werkbetrachtung von Skulpturen im Zusammenhang mit den bei der praktischen Arbeit gestellten Aufgaben.
Räumliche Gestaltung von Spiel- und Arbeitsbereichen im Kindergarten, allenfalls im Hort (auch im Freien), Planlesen, Planskizzen, Planzeichen.
Körperhaftes und räumliches Gestalten im Dienste von Spiel und Dekoration:
Bühnengestaltung unter Beachtung der Farbwirkung im Bühnenbild und beim Kostüm, der Beleuchtung, der Raumwirkung auf der Bühne, der Zuschauerperspektive ua. Werkbetrachtung: Theoretische Auseinandersetzung mit anfallenden technischen Problemen, wie Veränderungen der Bühne (zB Kulissenwechsel, Vorhang, Beleuchtungseinrichtungen). Grundtypen des Bühnenspiels (zB Guckkastenbühne, Arena) und der Bühnengestaltung (zB realistisch, stilisiert, abstrakt).
Dekorationen für Alltag, Feste und Feiern im Kindergarten, allenfalls im Hort, unter Einbeziehung von Arbeitsvorhaben, die eine umfangreichere Planung voraussetzen. Betrachtung von charakteristischen Beispielen der Fest- und Feiergestaltung, auch in Verbindung mit dem Brauchtum.
Produktgestaltung:
Einfache Verfahren beim Herstellen von Produkten aus Holz und Metall (zB Spielzeug, Gebrauchsgegenstände, Schmuck). Allenfalls Fortführen der Gestaltung von Keramik.
Werkbetrachtung: Entscheidungshilfen für die Bewertung von Produkten (zB Gebrauchswert und Ästhetik). Unterscheidung subjektiver und objektiver Kriterien und deren Zeitbedingtheit.
Fachdidaktische Auseinandersetzung mit Aufbaureihen zu Skulptur und Produktgestaltung. Bewertung von Kinderspielzeug im Hinblick auf seine Verwendbarkeit unter Einbeziehung pädagogischer Überlegungen.
- 5. Klasse (2 Wochenstunden):
Werken:
Praktischer Bereich:
Der Schüler hat aus einem selbstgewählten Bereich eine praktische Arbeit zu erbringen, die unter besonderer Berücksichtigung berufsbezogener Aspekte in Umfang und Differenziertheit über dem Niveau der vorhergehenden Lernstufen zu stehen hat.
Wahlbereiche sind: Körperhaftes und räumliches Gestalten, Produktgestaltung, Textiles Gestalten.
Fachdidaktischer Bereich:
Zusammenstellung von Aufgabenreihen aus den einzelnen Gestaltungsbereichen für die Arbeit im Kindergarten, allenfalls im Hort, unter Berücksichtigung unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade beim Einsatz verschiedener Materialien und Techniken bei unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.
Didaktisch begründete Aufgaben für einzelne Arbeitsbereiche im Hinblick auf die Abfolge von Aufgabenstellungen, die Reihung nach steigenden Schwierigkeitsgraden, die Entwicklung der Handgeschicklichkeit, die Anforderungen des Materials und die Abhängigkeit vom Werkzeuggebrauch.
Kriterien der Raumgestaltung, der Präsentation von Exponaten insbesondere im Kindergarten, allenfalls im Hort. Kriterien für die Gestaltung von Spielflächen im Freien.
Hinweise zur Werkbetrachtung mit Kindern.
Werkbetrachtung:
Exemplarische Auseinandersetzung mit Werken aus den Bereichen „Körperhaftes und räumliches Gestalten“, „Produktgestaltung“, „Textiles Gestalten“ unter Berücksichtigung der europäischen Kunst, einschließlich Volkskunst und Brauchtum, allenfalls auch außereuropäischer Kulturkreise. Zusammenhang von Material, Form, Funktion und Ausdruck. Stilprobleme und ihre gesellschaftlichen Hintergründe.
Didaktische Grundsätze:
Beim Werken und beim Textilen Gestalten stehen sowohl bei der praktischen Tätigkeit als auch bei Werkbetrachtung und theoretischer Auseinandersetzung die berufsbezogenen Zielsetzungen im Vordergrund.
Zur Durchführung des Unterrichtes sind mehrstündige Unterrichtseinheiten eine unerläßliche Voraussetzung.
Die im Lehrplan angeführte Reihenfolge der Bereiche innerhalb der einzelnen Klassen ist nicht bindend, eine ausreichende Berücksichtigung jedes einzelnen Bereichs ist jedoch zu gewährleisten. Um einen angemessenen Unterrichtsertrag in den Bereichen sicherzustellen, sind diese in den Schulstufen schwerpunktmäßig anzuordnen und aufbauend zu behandeln.
Querverbindungen zwischen den Bereichen, aber auch zu anderen Unterrichtsgegenständen (wie Bildnerische Erziehung, Didaktik, Kindergarten- bzw. Hortpraxis ua.) werden empfohlen. Themen, die sich aus aktuellen Anlässen (insbesondere im Übungskindergarten, allenfalls im Hort) anbieten, sind wegen ihres hohen Motivationscharakters und ihrer Berufsbezogenheit nach Möglichkeit in den Unterricht einzubeziehen.
Auf zielführende Organisation innerhalb der Arbeitsaufgaben, vor allem auf zeitsparenden und wirtschaftlichen Arbeitsablauf, sowie den sinnvollen Einsatz von technischen Hilfsmitteln und audio-visuellen Medien, ist Bedacht zu nehmen.
Arbeitsproben sollen nur im Zusammenhang mit den geplanten Werkstücken gemacht werden und sind nur bis zur Beherrschung der Arbeitsverfahren durchzuführen. Innerhalb der einzelnen Aufgabenstellungen, aber auch bei der Planung von umfassenderen Arbeitsprojekten sind Selbständigkeit und kreatives Verhalten der Schüler sowie die Fähigkeit zu Koordination und Kooperation (Gruppenarbeit) zu fördern. Schematisches Nacharbeiten von Mustervorlagen ist unzulässig.
Erziehung zu Genauigkeit, Ausdauer, Sorgfalt und Hilfsbereitschaft ist zu pflegen. Einfache Berechnungen der Material- und anderer Kosten sollen zur Planung einer ökonomischen Arbeit im Kindergarten, allenfalls im Hort, befähigen.
Der Unfallverhütung ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die allgemeinen Schutzbestimmungen bezüglich der Benützung von Elektrogeräten und Maschinen sind zu beachten und den Schülern nachweislich zur Kenntnis zu bringen.
Werkbetrachtung und theoretische Auseinandersetzung soll von der eigenen praktischen Erfahrung des Schülers ausgehen. Dabei soll der Schüler Einsichten in Sachverhalte womöglich selbständig erarbeiten. Die Schüler sollen angeregt werden, von sich aus Problemstellungen im Unterricht vorzubringen und Informationsmaterial (Bilder, Texte ua.) zu beschaffen. Bei der Auswahl der Werke und Beispiele ist darauf zu achten, daß diese exemplarisch das zu Veranschaulichende belegen. Die Schüler sollen auch angeleitet werden, die einschlägige Fachliteratur und das Angebot von Museen, Ausstellungen, Hörfunk, Fernsehen, Zeitschriften ua. selbständig zu nutzen. Die Problematik von rezepthaften Arbeitsanleitungen (zB in Bastel- und Hobbybüchern) ist den Schülern bewußt zu machen. Die Begegnung mit dem Originalwerk ist anzustreben (zB durch gelegentliche Lehrausgänge).
Zur Sicherung des Unterrichtsertrages werden gemeinsam erarbeitete Zusammenfassungen und kurze, eigene Notizen der Schüler empfohlen. Als Arbeitsmappe für den künftigen Beruf soll eine Zusammenstellung von Proben der verschiedenen Techniken, von Arbeitsanweisungen, fachspezifischen, pädagogisch-didaktischen Hinweisen, Ausschnitten aus Zeitungen und Zeitschriften, Kunstkarten, Fotografien ua. angelegt werden. Hinweise auf die Umsetzung der gelernten Techniken und Arbeitsweisen in die Gegebenheiten des Kindergartens, allenfalls des Hortes, sollen - eventuell in Beispielsreihen - gegeben werden.
Zuletzt aktualisiert am
24.01.2025
Gesetzesnummer
10008570
Dokumentnummer
NOR12101581
alte Dokumentnummer
N6198514694S
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