Anlage 1
— DIDAKTIK (insbesondere Didaktik der Hort- und Heimerziehung)
Bildungs- und Lehraufgabe:
Der Unterricht soll den künftigen Erzieher befähigen, aufgrund der Kenntnis der Ziele und beeinflussenden Faktoren, die Erziehungs- und Bildungsarbeit in Horten, Heimen, Tagesheimstätten für Kinder und Jugendliche sowie in der außerschulischen Jugendarbeit eigenverantwortlich zu planen, Methoden zu deren Realisierung zu entwickeln und auf ihre Wirksamkeit hin zu reflektieren. Dazu gehört:
- - Initiieren und Auslösen von Prozessen, die zu einer eigenständigen und kreativen Gestaltung der Freizeit führen;
- - Entwicklung von Lernformen zum Aufbau einer positiven Arbeitshaltung und eines angemessenen Arbeitsverhaltens;
- - Grundlegung individueller Lernprozesse durch geeignete Maßnahmen; Hilfestellung auf dem Weg zu einem angemessenen Anspruchsniveau für die eigene Leistung;
- - Klärung und Verarbeitung der im Schulleben gewonnenen Erfahrungen.
- Durch Kenntnis verschiedener Methoden der kompensatorischen Hilfestellung soll der angehende Erzieher die Möglichkeit erlangen, Maßnahmen zu setzen, um Über- bzw. Unterforderung der Kinder und Jugendlichen zu vermeiden.
- Durch das Erproben verschiedener gruppendynamischer Prinzipien und kommunikativer Techniken soll der künftige Erzieher befähigt werden, Gruppenprozesse zu steuern und Gespräche mit einzelnen wie auch der ganzen Gruppe zu führen.
- Die Kenntnis unterschiedlicher Möglichkeiten der Zeitplanung und -strukturierung im Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus ist zu vermitteln.
- Um Erziehungs- und Bildungsprozesse wirkungsvoll auslösen zu können, soll der Schüler mit vielfältigen Möglichkeiten der Motivation vertraut gemacht werden.
- Die Kenntnis verschiedener Kommunikations- und Verhaltensformen soll es dem Schüler ermöglichen, Interaktionsprozesse bestimmten Zielsetzungen entsprechend zu steuern (Sozial- und Emotionalerziehung).
- Durch Interpretation des gebotenen Lehrstoffes und der persönlichen Erfahrungen soll im Schüler die Bereitschaft geweckt werden, die Eigenständigkeit des Kindes und Jugendlichen durch eine positive emotionale Führung zu fördern.
- Die Einsicht in die Komplexität des Erziehungsgeschehens, insbesondere in Horten und Heimen, soll den Schüler dazu befähigen, Planungsaufgaben zu bewältigen, flexibel in der Wahl und Anwendung des Angebotes zu sein, Schwierigkeiten und Probleme von der Ursache her zu analysieren, Grenzen der eigenen Kompetenz und Delegierungsaufgaben wahrzunehmen.
- Durch Einblick in die berufsbezogene Fachliteratur soll der Schüler zu vertiefter Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, zu fundiertem Urteilen und Beurteilen angeregt werden.
Lehrstoff:
- 1. Klasse (2 Wochenstunden in Verbindung mit Hort- und Heimpraxis):
Einführendes Kennenlernen der vielfältigen Spiel- und Beschäftigungsformen für Kinder und Jugendliche in Horten, Heimen und in der außerschulischen Jugendarbeit anhand ausgewählter praktischer Übungen.
Kennenlernen von Materialien und Bildungsmitteln zur Initiierung von Lern- und Bildungsprozessen im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich.
Vermittlung einiger methodischer Prinzipien für kindliche Spiel- und Arbeitsprozesse durch exemplarische Angebote.
Anleitung und Beratung beim Aufbau systematischer und ausbaufähiger fachspezifischer Sammlungen sowie einer Spiel- und Beschäftigungskartei.
Exemplarisches Aufzeigen der Bedeutung von Motivation für Erziehungs- und Bildungsprozesse in Horten, Heimen und der außerschulischen Jugendarbeit.
Anbahnen des Verstehens einer berufsspezifischen Fachsprache und Kontakte mit berufsrelevanter Fachliteratur.
- 2. Klasse (2 Wochenstunden):
Erster Überblick über die Hauptbereiche sozialpädagogischer Einrichtungen unter besonderer Berücksichtigung der Hort- und Heimerziehung.
Weckung des Verständnisses für die Komplexität der Einflußfaktoren und Bedingungsfelder der Hort- und Heimerziehung anhand konkreter Beispiele (Zielsetzungen, Arbeitsmethoden, Ortsbezogenheit, Gruppenstruktur, Zeitstruktur).
Anleitung zur Planung, Durchführung und Auswertung (Reflexion) von erlebniszentrierten Veranstaltungen (Festen, Feiern, Unternehmungen ua.).
Einführung in die Grundprobleme der Lernerziehung und Lernbetreuung in Horten und Heimen. Exemplarisches Aufzeigen von rationellen und systematischen Lernmethoden.
Fortführung und Erweiterung fachspezifischer Sammlungen von Materialien und Spielgut. Weiteres Kennenlernen der berufsspezifischen Fachsprache unter Einbeziehung einfacher berufsrelevanter Fachliteratur.
Schriftliche Arbeiten:
Zwei einstündige Schularbeiten je Semester.
- 3. Klasse (4 Wochenstunden):
Vertiefte und weiterführende Auseinandersetzung mit den Faktoren, die das Erziehungsfeld Hort, Heim, Tagesheimstätte beeinflussen:
Erziehungs- und Bildungsziele; didaktisch-methodische Voraussetzungen und Prinzipien in einzelnen Erlebnisbereichen (Musik, Sport, bildnerisches Gestalten, Literatur, Medien ua.).
Positive Möglichkeiten und Chancen der Hort- und Heimerziehung und Methoden zur Realisierung.
Differenzierter Einblick in die verschiedenen Aufgabenbereiche des Erziehungs- und Bildungsprozesses in der Hort- und Heimerziehung wie:
Aufnahme und Eingliederung des Kindes und Jugendlichen in die Gemeinschaft; Maßnahmen zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung des Heranwachsenden; spezielle pflegerische Aufgaben.
Vermittlung grundlegender Kenntnisse in der Gruppendynamik und Gruppenpädagogik, um typische Gruppenstrukturen und -prozesse in Hort- und Heimgruppen zu erkennen.
Einführung in Methoden der Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeschreibung als Voraussetzung verantwortlichen pädagogischen Handelns.
Vermittlung methodischer Grundsätze, um die Lerntechniken zu verbessern und wirkungsvolle Lernbetreuung zu entwickeln. Exemplarisches Kennenlernen von pädagogischen Maßnahmen zur Förderung der Lernmotivation bei Kindern und Jugendlichen in Horten und Heimen.
Kenntnis von verschiedenen Materialien und Bildungsmitteln, um die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu fördern.
Exemplarisches Angebot von Methoden der Animation und der Weckung von individuellen Interessen. Anleitung zu kommunikativem Handeln. Kenntnis verschiedener administrativer und organisatorischer Voraussetzungen für die Sicherung eines effektiven Erziehungs- und Bildungsprozesses.
Kenntnis und sachgemäße Verwendung von Planungshilfen. Auseinandersetzung mit den Kriterien der prozeßorientierten Planung und den Gesichtspunkten der Reflexion über das Erziehungsgeschehen anhand von Modellen themenbezogener Handlungsfelder.
Beurteilungskriterien für berufsbezogene Fachliteratur und Angebote im audio-visuellen Bereich.
Schriftliche Arbeiten:
Zwei einstündige Schularbeiten im 1. Semester.
Eine einstündige und eine zweistündige Schularbeit im 2. Semester.
- 4. Klasse (4 Wochenstunden):
Auseinandersetzung mit den Bedingungen für eine effektive Erziehungs- und Bildungsarbeit in Horten und Heimen (personell, räumlich, zeitlich, wirtschaftlich).
Kenntnis gefährdender Einflüsse auf den Erziehungs- und Bildungsprozeß sowie Vermittlung von Hilfen zur Vermeidung systemimmanenter Gefahren.
Differenzierte Auseinandersetzung mit Fragen der Qualifikation der Erzieherpersönlichkeit und dem Berufsbild des Hort- und Heimerziehers.
Fortführung und Strukturierung der Bildungsangebote für verschiedene Persönlichkeitsbereiche des Kindes und der Jugendlichen, insbesondere für die emotionale Erziehung, das Sozial- und Wertverhalten, religiös-weltanschauliche Einstellungen und spezielle Probleme der Sexualerziehung.
Kenntnis der Faktoren und Maßnahmen, die die Erziehung beeinflussen, Auseinandersetzung mit ihrer Wirksamkeit, ihren konkreten Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen. Anleitung zur Reflexion eigener Verhaltensmechanismen. Kenntnis von Methoden und Möglichkeiten der Verhaltensmodifikation; verhaltenstherapeutische Grundsätze.
Weitere Auseinandersetzung mit gruppendynamischen und gruppenpädagogischen Erkenntnissen als Grundlage für eine pädagogisch verantwortbare Erziehungs- und Bildungsarbeit in Horten und Heimen.
Aufgaben der Freizeiterziehung sowie Vermittlung von speziellen Kenntnissen und Fertigkeiten der Spiel- und Freizeitpädagogik. Die Bedeutung der Animation und Motivation ist anhand exemplarischer Übungen aufzuzeigen; die Transferwirkung von Spielverhalten und Arbeitshaltungen.
Einführung in die Methoden der Gesprächsführung und Einüben grundlegender Techniken der Gesprächsführung.
Verschiedene Ursachen von Lernschwierigkeiten sowie ihre typischen Erscheinungsformen. Auseinandersetzung mit methodischen Hilfen zur Überwindung und Bewältigung von Lernschwierigkeiten.
Grundfragen der Bildungsinstitution Schule; verschiedene Schulformen und Schultypen sowie deren spezifische Probleme und Förderungsmöglichkeiten. Formen und Probleme der Zusammenarbeit zwischen Schule und Hort bzw. Heim.
Vertiefte Auseinandersetzung mit Fachliteratur und berufsbezogenen Medien.
Schriftliche Arbeiten:
Eine einstündige und eine zweistündige Schularbeit im 1. Semester. Zwei zweistündige Schularbeiten im 2. Semester.
- 5. Klasse (3 Wochenstunden):
Überblick über charakteristische Erziehungssituationen in Horten und Heimen: Möglichkeiten der Vorbereitung des jungen Menschen auf seine spätere Lebensführung; Beendigung des Heimaufenthaltes, Entlassung und Nachbetreuung; Integrationsprobleme.
Grundlagen demokratischer Verhaltensformen sowie methodische Anleitung, um sie bei Kindern und Jugendlichen in Horten und Heimen zu fördern.
Probleme der Zusammenarbeit zwischen Heim und anderen Erziehungsinstitutionen (Familie, Fürsorge, Schule, Kirche) sowie Medizinern, Therapeuten ua. Methodische Anleitung zur Entwicklung von konkreten Lernbetreuungsprogrammen oder Konzepten zur zielgerichteten Lernförderung.
Zusammenschau methodischer Sonderfragen der Hort- und Heimerziehung: Methoden zur Förderung von Kindern mit Spezialbegabung; Methoden zur kompensatorischen Förderung einzelner Kinder; Methoden im Umgang mit verhaltensauffälligen und leicht behinderten Kindern und Jugendlichen in Horten und Heimen.
Schriftliche Arbeiten:
Drei Schularbeiten im Unterrichtsjahr, davon zwei zweistündig und
eine dreistündig.
Im zweiten Semester nur eine Schularbeit.
Didaktische Grundsätze:
Das Prinzip der Selbsterfahrung soll im Unterricht angewendet werden und den künftigen Erzieher in Horten und Heimen zu individueller Förderung der Interessen der ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen befähigen.
Auswahl und Aufbau des Lehrstoffes streben keine strenge Systematisierung an, sondern orientieren sich am Erlebnishintergrund und an den konkreten Erfahrungen der Schüler in Horten und Heimen. Das Prinzip der aufbauenden, kontinuierlichen Strukturierung sollte für die Aufbereitung der Lehrinhalte in Didaktik charakteristisch sein.
Die methodische Gestaltung des Unterrichtes soll daher die Selbsttätigkeit der Schüler vorrangig einbeziehen. Dabei ist die Bedeutung der Motivation für das eigene Handeln bewußt zu machen, um die Transferwirkung hinsichtlich der Erziehungs- und Bildungsaufgaben in Horten, Heimen und der außerschulischen Jugendarbeit zu ermöglichen.
Die Fähigkeit zur Reflexion soll durch die kontinuierliche Überprüfung der Angemessenheit und Effektivität des jeweiligen pädagogischen Handelns entfaltet werden. Dies soll die Voraussetzung schaffen, um die Komplexität des Erziehungsgeschehens und der verschiedenen Einflußfaktoren zu verstehen. Dadurch soll die Bereitschaft zur Veränderung im Sinne der Dynamik des Erziehungsprozesses entfaltet werden.
Für das Sammeln von Information und als Hilfe für eigenständiges Arbeiten und die kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen didaktisch-methodischen Modellen ist die Verwendung einschlägiger Fachliteratur notwendig. Weiters sind Anleitungen zur mündlichen und schriftlichen Auseinandersetzung mit berufsbezogenen Themen zu geben. Fachbezogene Lehrausgänge mit dem Ziel der Veranschaulichung einzelner didaktischer Modelle und verschiedener pädagogischer Institutionen sollen angeboten werden.
Querverbindungen zu allen Unterrichtsgegenständen, die den sachlogischen Aufbau des Bildungsgutes lehren, sind herzustellen. Insbesondere ist eine enge Verbindung zu den Unterrichtsgegenständen Hort- und Heimpraxis, Pädagogik sowie Heil- und Sonderpädagogik zu sichern.
Dem Lehrer ist die Wahl von Methoden freigestellt, doch soll die Methodengerechtheit den Schülern transparent gemacht werden.
Zuletzt aktualisiert am
17.01.2025
Gesetzesnummer
10008573
Dokumentnummer
NOR12101621
alte Dokumentnummer
N6198516810S
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