Anlage 1 Lehrpläne - Akademie für Sozialarbeit

Alte FassungIn Kraft seit 26.9.1987

Anlage 1

— METHODEN DER SOZIALARBEIT

Bildungs- und Lehraufgabe:

Der Studierende soll einen Überblick über die in sozialen Einrichtungen praktizierten Methoden der Sozialarbeit erhalten. Der Studierende soll lernen, die psychosoziale Situation eines Klienten und dessen Möglichkeiten zur Selbsthilfe zu erkennen, um geeignete Hilfsmaßnahmen gemeinsam zu erarbeiten und einzuleiten sowie adäquate Ressourcensysteme kennenzulernen. Der Studierende soll eine Orientierung über eigene Einstellungen gewinnen, die dabei hinderlich oder hilfreich sein können, und lernen, seine berufliche Beziehung zum Klienten kontrolliert zu gestalten.

Den Studierenden soll gezeigt werden, welche Möglichkeiten die Gruppenarbeit für Menschen bietet, aus der Isolation herauszutreten und ihre Handlungskompetenz zu erweitern. Es soll ein Überblick über verschiedene Methoden der Gruppenarbeit vermittelt werden. Der Studierende soll lernen, Gruppenentwicklung und Gruppenprozesse zu erkennen und für unterschiedliche Zielgruppen differenzierte Möglichkeiten anzubieten.

Den Studierenden soll gezeigt werden, wie die Lebenssituation benachteiligter Bevölkerungsgruppen mittels Gemeinwesenarbeit verbessert werden kann.

Die Studierenden sollen befähigt werden, methodische Ansätze auf verschiedenen Handlungsebenen kombiniert anwenden zu können und an sozialer Planung - auch auf politischer Ebene - mitzuwirken.

Neue methodische Entwicklungen sind im Rahmen des Methodenunterrichts mit zu berücksichtigen. Im Sinne einer forschenden Praxis sind auch Verfahren zur Auswertung erfolgter methodischer Vorgangsweisen und Interventionen zu vermitteln.

Lehrstoff:

Geschichte der professionellen Einzelfallhilfe, ihre ethischen Prinzipien und Zielsetzungen, Persönlichkeit, Wertvorstellungen und Berufsrolle des Sozialarbeiters, deren Einfluß auf die helfende Beziehung.

Gestaltung des Erstgesprächs, Stellenwert der Anamnese, psychosoziale Diagnostik, Grundlagen und Auswertung von Gesprächsführung.

Casework-Prinzipien, Modelle für problemlösende und personenbezogene Vorgangsweisen.

Die Rolle der identifikatorischen Prozesse, Abgrenzung und Konfliktklärung in der Einzelfallhilfe, emotionale Beziehungsfaktoren im interpersonalen Dialog (Aggressivität, Depressivität, Sexualität usw.).

Dyadische Sozialarbeit im weiteren Sinn, Gesprächsführung mit Klienten wie auch mit Personen aus Zielgruppen- und Aktionssystemen (Kollegen, Vorgesetzte, Funktionäre öffentlicher Einrichtungen usw.), Fallstudien, Dokumentation, Supervision. Methoden und Strategien der Familienarbeit. Definition, Funktion, Ziele und Verfahrenstechniken sozialer Gruppenarbeit. Charakteristika der Gruppenbeziehung im Vergleich zur Individualbeziehung.

Unterschiedliche Modelle der Gruppenführung.

Gruppenstruktur und Gruppenprozesse.

Dokumentation des Geschehens in der Gruppe.

Exemplarische Darstellung der Arbeit mit speziellen Klientengruppen und Anwendungsgebiete sozialer Gruppenarbeit (Selbsthilfegruppen, sozialtherapeutische Gruppen usw.)

Funktion des Sozialarbeiters als Gruppenleiter und Gruppenberater.

Strukturelle Analysen von Gemeinwesen unter Einbeziehung der Betroffenen, Mitwirkung an sozialer Planung.

Techniken zur Aktivierung Betroffener und zur Herstellung demokratischer Partizipationsformen bei Kommunikation und Entscheidungsfindung.

Selbstorganisation Betroffener, Entwicklung gemeinschaftlicher Initiativen und Projekte zur sozialen und wirtschaftlichen Verbesserung der Situation betroffener Regionen und Gruppen.

Einbindung von Verbündeten in Prozesse der Gemeinwesenarbeit. Einsatzmöglichkeiten von Kooperations-, Verhandlungs- und Konfliktstrategien.

Techniken der Konfliktaustragung und der Konfliktauslösung.

Unterschiedliche organisatorische Strukturen von Selbsthilfegruppen und Gemeinwesensprojekten.

Bezug und Abgrenzung gegenüber Bürgerinitiativen. Förderungsmöglichkeiten für Projekte.

Unterschiedliche Formen von Gemeinwesensarbeit bei unterschiedlicher Trägerschaft der Projekte und unterschiedlicher Organisation der Sozialarbeit.

Formen des Engagements des Gemeinwesensarbeiters, der Distanzierung und der Loslösung vom Projekt.

Beziehung von Gemeinwesensarbeit zu anderen Arbeitsfeldern (Regionalentwicklung, Stadtteilarbeit, Aktionsforschung, Erwachsenenbildung, Freizeitpädagogik usw.) Gemeinwesensarbeit als Herstellung von Öffentlichkeit auf lokaler Ebene, als Hilfe zum Aufzeigen und Lösen lokaler (kommunaler) Konflikte.

Didaktische Grundsätze:

Die Vernetzung unterschiedlicher methodischer Ansätze soll sowohl durch Teamunterricht als auch in Bezug zu den Handlungsfeldern und im Rahmen der methodischen Begleitung des Projektunterrichts erfolgen, ebenso sollen Praxiserfahrungen der Studierenden aufgearbeitet werden.

Alle methodischen Vorgangsweisen sind auch zu ethischen und weltanschaulichen Kriterien sowie zu ihren wissenschaftlichen Grundlagen in Beziehung zu setzen.

Der Unterricht soll auch unter Verwendung von Rollen- und Planspieltechniken sowie unter Einsatz audiovisueller Mittel erfolgen. Den Studierenden ist so Gelegenheit zu geben, methodisch relevante Situationen im Probehandeln kontrolliert zu erleben. Nach Möglichkeit soll auch ein unmittelbarer Kontakt zu Zielgruppen methodischer Sozialarbeit hergestellt werden.

Zuletzt aktualisiert am

17.01.2025

Gesetzesnummer

10008629

Dokumentnummer

NOR12102742

alte Dokumentnummer

N6198710169U

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