In ihrer Einleitung schildert Herausgeberin Birgit Keydel die Genese dieses Buches, nämlich die langsam sich durchsetzende Erkenntnis der Mediator*innen der ersten Stunde, dass die wichtigen und ausschlaggebenden Prinzipien der mediatorischen Arbeit zu lange unbefragt blieben, ja geradezu zu Mythen sich zu verselbständigen drohten: es sind dies die Vertraulichkeit, die Neutralität, die Selbstbestimmtheit, die Freiwilligkeit und die Wertschätzung. Diese Orientierungslinien nennt Keydel nun die „Big Five“, die sie im Folgenden gemeinsam mit den vier anderen Autorinnen im Einzelnen untersucht. Überraschender Ansatz, der offenbar durch eine jahrelange und vertiefende Debatte unter den fünf Mediatorinnen entstand: eine wirksame Anwendung dieser Prinzipien kann nur gelingen, wenn auch deren Gegenbegriffe erweiternd und in dialektischer Weise ins Bewusstsein treten. Es geht um das Heraufholen der unterschwellig in der Praxis oft gefühlten und gefürchteten Gegenbegriffe wie Indiskretion bei der Vertraulichkeit, Parteilichkeit bei der Neutralität, Fremdbestimmtheit bei der Selbstbestimmtheit, Zwang bei der Freiwilligkeit und schließlich Ablehnung gegenüber der Wertschätzung. Allein die selbstverständliche Hebung dieser Begriffe auf eine Höhe mit den hochangesehenen „Big Five“ hat einen klärenden, aufklärerischen Effekt. Die scheinbar dunkle Seite der Verfahrenstechniken werden ins Helle geholt, kreativ untersucht und als erweiternde Prinzipien einbezogen.