Die vergeblichen Bemühungen im 19. Jahrhundert in Österreich, Arbeiterkammern als Pendant zu den Handelskammern zu errichten, sind weitgehend bekannt. Erinnert sei an die Forderungen der Arbeiterschaft 1872/74 und an den von Victor Adler vehement abgelehnten Antrag der Liberalen ein Jahrzehnt später.1) Kaum bekannt ist jedoch, dass es gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reich zu einem heftigen politischen Diskurs über die Errichtung von Arbeiter- oder Arbeitskammern kam.2) Die nachfolgende Darlegung versucht – ohne nun auf die sozialpolitische Entwicklung des Deutschen Kaiserreiches im Detail einzugehen – einen ersten Überblick über diese kaum bekannte Debatte bis zum Beginn des 1.Weltkrieges zu geben.

