Anlage Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht an Kollegs (ausgenommen Kollegs an Bildungsanstalten)

Alte FassungIn Kraft seit 04.9.1989

Anlage

LEHRPLAN FÜR DEN KATHOLISCHEN RELIGIONSUNTERRICHT AN KOLLEGS

Bildungsziele

Entsprechend der Zielsetzung des Kollegs an höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten, Handelsakademien und an höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe soll der Religionsunterricht vor allem die berufsspezifische Situation beachten. Er soll den Schüler befähigen, sich mit den Aufgaben und Problemen seines Berufs auch aus christlicher Sicht auseinanderzusetzen. Vor allem soll die Fähigkeit und Bereitschaft wachsen, Verantwortung in der Berufswelt und Gesellschaft zu übernehmen und diese als positive Aufgabe zu bejahen. Dazu soll neben der persönlichen Reife die Vermittlung eines christlichen Welt- und Menschenbildes beitragen.

Ergänzend zu den Bildungszielen der übrigen Unterrichtsgegenstände und aufbauend auf den Bildungszielen des bisherigen Religionsunterrichtes will der Religionsunterricht an Kollegs als einziges allgemeinbildendes und humanwissenschaftliches Fach die Schüler in ihrer Identitätsfindung orientierend begleiten. Im besonderen sind die Bildungsziele und Lehraufgaben sowie die Unterrichtsprinzipien und Erziehungsanliegen des geltenden Lehrplanes an den Berufsbildenden Höheren Schulen zu beachten.

Didaktische Grundsätze

Zur Erreichung des allgemeinen Bildungszieles ist es erforderlich, von der Vorbildung und konkreten Situation der Schüler auszugehen. Dabei sind vor allem die didaktischen Grundsätze der Erwachsenenbildung in Anwendung zu bringen. Eigenverantwortung und Selbsttätigkeit können gefördert werden durch: Referate, Erarbeiten aus Texten, Quellen und Dokumenten. Der Lehrer ist und soll dabei vor allem Helfer und Förderer sein. Bestimmte Themen können daher übergreifend behandelt werden. Die Forderung nach „Lernen durch Erfahrung“ kann erfüllt werden durch: Exkursionen, Lehrausgänge und Kontakte mit kompetenten Personen, die zu Vorträgen und Diskussionen eingeladen werden. Aus pädagogischen Gründen kann das in der Stundentafel vorgesehene Stundenausmaß ganz oder teilweise in Form eines Blockunterrichtes erfüllt werden, wobei eine Wochenstunde zwanzig Unterrichtsstunden pro Semester entspricht. Für die 3-semestrigen Kollegs ist der Lehrstoff des vorhandenen Lehrplanes entsprechend zu kürzen und auszuwählen.

Lehrstoff

1. und 2. Semester – je eine Wochenstunde

Themenschwerpunkte:

  1. A. Standortbestimmung und Persönlichkeitsbildung
  2. B. Berufs- und Arbeitswelt
  3. C. Auseinandersetzung mit dem Christlichen und den kirchlichen Entwicklungen
  4. D. Gegenwärtige weltanschauliche Strömungen

mögliche Einzelthemen:

zu A.

Der Schüler als Erwachsener in der Schule

 

Identitätsprobleme

 

Kriterien der Persönlichkeit

 

Zeichen der Reife und Unreife

 

Christliche Persönlichkeit

 

Individualität und Freiheit

 

Persönlichkeitsentwicklung und erfülltes Leben

 

Entwicklungsstufen des Menschen

 

Leitmotive der Berufswahl und ihr Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung

zu B.

Schöpfungsauftrag und Theologie der Arbeit

 

Arbeit und Beruf im Lichte der Katholischen Soziallehre

 

Umgang mit Autorität und Autoritäten (Zivilcourage, Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern)

 

Die Verantwortung für das Betriebsklima

 

Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit für Mann und Frau

 

Arbeitslosigkeit und Recht auf Arbeit

 

Beruf und Freizeit

zu C.

Christliches Menschenbild und gesellschaftliche

 

Rollenerwartung

 

Christliche Lebensformen (Familie, Orden, . . .)

 

Sakramentenpraxis

 

Aufgaben und Ämter in der Kirche für Mann und Frau

 

Das Kirchenbild im Wandel der Zeit

 

Humanität und Diakonie

 

Kirche in der Dritten Welt

zu D.

Verständnis für andere Kulturen und Religionen

 

Orientierung im weltanschaulichen Pluralismus (Esoterik, New Age)

 

Das Menschenbild im weltanschaulichen Pluralismus

 

Spannungen zwischen Volksfrömmigkeit und Industriekultur

 

Synkretismus

  

3. und 4. Semester – je eine Wochenstunde Themenschwerpunkte:

  1. E. Glaube als Antwort auf die Sinnfrage
  2. F. Verantwortung als Christ in Gesellschaft und Kirche
  3. G. Aktuelle ethische Fragen in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft
  4. H. Berufsethos

mögliche Einzelthemen:

zu E.

Das Verhältnis von Glaube und Wissen

 

Der Mensch angesichts seiner Erfahrung mit Grenzen (Leid, Tod, Schuld, Sünde)

 

Akzeptieren der Endlichkeit (Kontingenz) und Hoffnung auf Transzendenz

 

Sehnsucht nach dem ganz Anderen

 

Streben nach Lebenssinn – Orientieren an Glaubensgemeinschaften

 

Glückliches Leben – Glauben

zu F.

Christ und Politik

 

Kirche und politische Parteien

 

Grundanliegen der kath. Soziallehre

 

Der Zusammenhang von Armut und Bildung

 

Verantwortung für den Schwächeren – eine christliche Grundforderung

 

Soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte

 

Mitarbeit in der Kirche

zu G.

Steuermoral

 

Umgang mit öffentlichen Mitteln – eine besondere Herausforderung an das christliche Gewissen

 

Verantwortlicher Umgang mit der Schöpfung

 

Genmanipulation (Leihmütter, ...)

 

Manipulation in Politik und Wirtschaft

 

Ethische Probleme im wirtschaftlichen Leben

 

Die Verantwortung für die Zukunft – ethische Grundsätze der Machbarkeit

zu H.

Mitgestalten, Mitbestimmen, Mitverantwortung

 

Karrierestreben

 

Mißbrauch der Mittel des Arbeitgebers – ein Kavaliersdelikt?

 

Ethische Bewertung von Berufsbildern: Sind bestimmte Beschäftigungen weniger gut als andere (medizinische Geräte, Spielautomaten)?

 

Interessenkonflikt: Familie und Beruf

 

Sittliche Reife und verantwortungsbewußtes Handeln im Beruf

  

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