Anlage 3
Zu § 17.
Belehrung
über die
Erscheinungen der in dem § 16 des Gesetzes vom 6. August 1909,
R. G. Bl. Nr. 177, angeführten Tierseuchen sowie der Rinderpest.
- 1. Maul- und Klauenseuche.
Diese Krankheit, für welche alle Wiederkäuer sowie die Schweine empfänglich sind und die ungemein leicht übertragbar ist, entwickelt sich nur infolge von Ansteckung. Sie gibt sich durch das Auftreten von Blasen und Geschwüren auf der Schleimhaut des Maules und auf der Haut der Krone der Klauen sowie des Klauenspaltes zu erkennen.
Bei Schafen, Ziegen und Schweinen kommt die Krankheit vorzugsweise als Klauenseuche, bei Rindern als Maul- und Klauenseuche vor.
Die Schleimhaut des Maules erscheint geschwollen, mit zähem und fadenziehendem Schleime bedeckt und hört man bei Rindern häufig einen auffallenden schmatzenden Ton beim Öffnen des Maules; Freßlust und Wiederkauen sind meist unterbrochen, die Milchabsonderung bei Kühen verringert. Am zahnlosen Rande des Oberkiefers, an der Zungenspitze, an der Schleimhaut der Lippen und der übrigen Teile des Maules von Wiederkäuern, am Rüssel bei Schweinen erheben sich Bläschen und Blasen, die mit einer anfangs hellen, dann trüber werdenden Flüssigkeit gefüllt sind, später platzen und gerötete wunde Stellen zurücklassen, welche sich im weiteren Verlaufe allmählich eindecken, beziehungsweise abheilen; die Aufnahme von Rauhfutter und das Kauen desselben ist namentlich bis zur Bildung der Geschwüre erschwert.
Bei Kühen kommt ein ähnlicher Ausschlag wie im Maule häufig auch am Euter vor.
An den Klauen ist die Wärme vermehrt, die Empfindlichkeit an der Krone und im Klauenspalte gesteigert, an der stärker geröteten Haut dieser Partien treten ähnlich wie im Maule Blasen auf, welche halb platzen und wunde Stellen hinterlassen. Die Tiere zeigen einen gespannten Gang, das Stehen verursacht ihnen Schmerz, sie liegen viel und können sich nur mühsam vom Platze bewegen. Bei Schweinen verbreitet sich die Entzündung von der Klaue aus manchmal bis über den Fessel; besonders bei Triebschweinen stellt sich nicht selten Losewerden und Ausschuhen der Klauen ein.
- 2. Milzbrand, Rauschbrand, Wild- und Rinderseuche.
- a) Der Milzbrand (Anthrax) ist eine am häufigsten bei Rindern und Schafen, dann bei Pferden, seltener bei Ziegen und Schweinen vorkommende, rasch und meist tödlich verlaufende ansteckende Krankheit, welche durch den Milzbrandbazillus oder die Milzbrandsporen hervorgerufen wird und besonders während der Sommermonate auftritt und in manchen Gegenden einheimisch ist.
- Die Erscheinungen sind nach der Tiergattung und nach den vorzugsweise ergriffenen Körperteilen verschieden. Gemeinsam ist allen Formen des Milzbrandes die Schnelligkeit des Krankheitsverlaufes. Das Vorkommen von plötzlichen Todesfällen unter den Haustieren desselben Viehbestandes muß an und für sich in Gegenden, in welchen der Milzbrand öfter auftritt, den Verdacht dieser Seuche erregen.
- In den raschest verlaufenen Krankheitsfällen, welche besonders Rinder und Schafe betreffen, stürzen die bis dahin gesund erscheinenden Tiere, wie vom Schlage getroffen, zusammen und gehen meist schon nach wenigen Minuten zugrunde.
- Bei der weniger rasch verlaufenden Form, welche besonders bei Rindern und Pferden vorkommt (Milzbrandfieber), zeigen die vorher gesunden Tiere plötzlich ein Aufhören der Freßlust (Rinder Störung des Wiederkauens, leichtes Aufblähen, Milchkühe einen Nachlaß oder ein Versiegen der Milch, Zittern, selbst Schüttelfrost, ungleiche Verteilung und Wechsel der Körperwärme, Zuckungen der Gliedmaßen, Steigerung der Pulse, große Betäubung oder im Gegenteile Aufregung, Atembeschwerden, dunkle Rötung der sichtbaren Schleimhäute, bisweilen Schleimhautblutungen und blutigen Durchfall; bei Pferden stellt sich gewöhnlich Kolik, bei Schafen Blutharnen ein. Letzteres ist auch bei Rindern häufig zu beobachten.
- Die Dauer der meist tödlich verlaufenden Krankheit beträgt einige Stunden bis zu mehreren Tagen.
- Mitunter stellen sich bei den kranken Tieren neben den vorerwähnten Erscheinungen an verschiedenen Körperteilen ausgebreitete Geschwülste der Haut oder umschriebene beulenartige Anschwellungen in der Haut und in den Schleimhäuten ein, welche anfänglich heiß und schmerzhaft, später aber kalt und schmerzlos sind, bisweilen aber wieder verschwinden oder auch bei längerdauerndem Krankheitsverlaufe brandig zerfallen. Abhängig von dem Sitze dieser Geschwülste treten Störungen verschiedener Art, Atembeschwerden, Unvermögen den Harn oder Kot zu entleeren usw. ein.
- Bei dieser Form des Anthrax ist die Sterblichkeit, obschon an und für sich noch eine sehr hohe, doch geringer als bei den früher angeführten Milzbrandformen.
- b) Rauschbrand (Rausch, Flug, Flugkrankheit, Geräusch, Plage) ist eine durch den Rauschbrandbazillus oder die Rauschbrandsporen hervorgerufene und bei jüngeren, gewöhnlich im Alter von sechs Monaten bis zu vier Jahren stehenden, seltener bei älteren Rindern besonders während der Sommermonate und in bestimmten Örtlichkeiten vorkommende, sehr rasch und in der Regel tödlich verlaufende Krankheit, welche sich durch das Auftreten einer schnell sich vergrößernden, beim Anfühlen knisternden (rauschenden) Geschwulst an verschiedenen Körperstellen zu erkennen gibt.
- In manchen Fällen ist das Hervortreten der Geschwulst die erste wahrnehmbare Krankheitserscheinung, in anderen dagegen gehen dem Ausbruche derselben Mattigkeit, Traurigkeit, Aufhören der Freßlust und des Wiederkauens, Trockenheit des Flotzmaules, Kälte der Endteile des Körpers, Zittern der Haut, Ansteigen der Körpertemperatur, Hinken mit einem oder dem anderen Beine, manchmal auch Aufblähen und Kolik voraus.
- Die Geschwulst kann an verschiedenen Teilen des Körpers ihren Sitz haben; am häufigsten kommt sie an der Schulter, am Kreuz, in der Lendengegend, an den Schenkeln, an den Geschlechtsteilen, auch an der Unterbrust und zur Seite am Halse (niemals an den Fußenden) vor. Anfangs klein, nicht deutlich abgegrenzt und sehr schmerzhaft, nimmt die Geschwulst rasch an Größe zu und kann innerhalb acht bis zehn Stunden einen sehr bedeutenden Umfang erreichen. Nach und nach wird sie von der Mitte aus weniger empfindlich, knistert (rauscht) beim Anfühlen und gibt beim Beklopfen einen hellen Schall. Aus einem in die Geschwulst gemachten Einschnitte fließt im Beginne der Krankheit dunkelgefärbtes Blut, später eine schäumige übelriechende Flüssigkeit aus. Die Haut über den größeren Geschwülsten stirbt ab und wird infolgedessen in der Mitte unempfindlich, auffallend kühl und pergamentartig.
- Während des Heranwachsens der Geschwulst nehmen die Fiebererscheinungen zu, die Haut wird heiß, Puls und Atmung sind beschleunigt, letztere überdies erschwert; die kranken Tiere zeigen große Hinfälligkeit, sie können sich nur mühsam und schwankend vom Platze bewegen. Endlich legen sie sich nieder, ohne sich wieder zu erheben, ihre Haut wird kalt und schließlich tritt, zumeist einen oder zwei Tage nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen, in der Regel ein tödlicher Ausgang ein. Fälle von Genesung sind selten; Tiere jedoch, welche den Rauschbrand überstanden haben, sind vor einer neuerlichen Erkrankung an dieser Seuche in der Regel geschützt.
- c) Die Wild- und Rinderseuche wird durch einen eigenartigen Bazillus hervorgerufen und befällt vorwiegend neben Hirschen und Wildschweinen auch Rinder und Hausschweine.
- Die Krankheit tritt insbesondere bei den Rindern in drei Formen (Hautform, Lungenform, Darmform) auf. Die beiden ersteren Formen sind die wichtigsten und sehr häufig in Verbindung mit der dritten; nicht selten zeigen sich bei dem einen und demselben Tiere aber auch alle drei Formen.
- Die Hautform äußert sich zunächst in schwerem Fieber und umfangreichen, derben, heißen und schmerzhaften Anschwellungen am Kopfe, Halse und Triel sowie in Störungen der Futteraufnahme und der Milchabsonderung, oft bildet die seitliche Zungenschleimhaut sulzige, schlotternde Wülste und ist die Zunge selbst zuweilen so stark vergrößert und angeschwollen, daß sie aus dem Maule heraushängt. Die Tiere speicheln sehr stark, wobei sich glasiger Schleim in Strängen aus dem Maule spinnt, und zeigen Schlingbeschwerden und Erstickungsanfälle. Die übrigen sichtbaren Schleimhäute des Kopfes sind braunrot verfärbt und bisweilen von Blutungen durchsetzt.
- Der Tod tritt gewöhnlich nach 12 bis 36 Stunden ein.
- Bei der Lungenform, welche die beim Wilde gewöhnlich auftretende ist, jedoch auch beim Rinde nicht selten beobachtet wird, zeigen sich die Erscheinungen einer rasch verlaufenden Lungenbrustfellentzündung mit einer großen Atemnot als Haupterscheinung. Bei dieser Form beträgt die Krankheitsdauer zwischen fünf bis acht Tagen.
- Die Darmform, welche sich durch Kolikerscheinungen äußert, wobei die Tiere auf Kotabsatz drängen, stöhnen, sich häufig legen und Kot mit croupösen Massen oder solchen von blutiger Beschaffenheit entleeren, tritt meist in Verbindung mit einer der früheren beiden Krankheitsformen auf. Die Krankheitsdauer beträgt durchschnittlich 12 bis 36 Stunden. Die Wild- und Rinderseuche endet größtenteils tödlich.
- 3. Lungenseuche der Rinder.
- Die Lungenseuche ist eine dem Rinde eigentümliche und durch Ansteckung entstehende Entzündung der Lungen und des Brustfelles, welche gewöhnlich seuchenartig auftritt und in Ställen, in welchen sie eingedrungen ist, bedeutende Verluste an Vieh verursacht.
- Die Krankheit beginnt mit Fieber, dessen erste Erscheinung sich durch eine Erhöhung der Körpertemperatur (wechselnde Temperatur namentlich an den Hörnern und Ohren), gestörte Freßlust, verzögertes Wiederkauen und bei Kühen durch Nachlaß der Milchsekretion zu erkennen gibt. Bald zeigt sich auch ein kurzer schmerzhafter Husten - besonders nach dem Aufstehen der Tiere - und beschleunigtes oder erschwertes Atmen.
- Diese Erscheinungen zusammen sind an und für sich genügend, den Verdacht der Lungenseuche zu erregen, besonders wenn sie bei neu in einen Viehstand eingebrachten Rindern oder einige Zeit nach dem Einbringen solcher bei Rindern des alten Bestandes beobachtet werden.
- Später tritt das Allgemeinleiden sowie die Atemnot in Begleiterscheinung eines schmerzhaften, schwachen, dumpfen (trockenen) Hustens noch deutlicher hervor. Das Flotzmaul zeigt sich trocken, Freßlust und Wiederkauen hören ganz auf; die Brustwand ist gegen Druck empfindlich; die Tiere stehen mit vorgestrecktem Kopfe, aufgesperrten Nasenflügeln, weit auseinandergesetzten Vorderfüßen und legen sich entweder gar nicht oder nur auf kurze Zeit mit unterschlagenen oder vorne gestreckten Füßen; sie stöhnen und ächzen beim Atmen und werfen beim Husten bisweilen zähe Schleimmassen aus. Bei hochträchtigen Kühen tritt nicht selten Verwerfen ein. In schweren sowie in tödlich endenden Fällen stellt sich bedeutende Abmagerung und Schwäche ein; es treten bisweilen auch wassersüchtige, teigige Anschwellungen am Triel, an der Unterbrust und den Füßen auf; häufig erfolgen gegen das Lebensende erschöpfende Durchfälle.
4. Rotz.
- Diese Krankheit entsteht nur infolge einer stattgefundenen Ansteckung durch Übertragung des Rotzbazillus und befällt hauptsächlich Tiere des Einhufergeschlechtes.
- Je nach dem Sitze der Rotzkrankheit in inneren und äußeren Organen (welche am häufigsten krankhaft verändert erscheinen) bezeichnet man das Leiden als Nasenrotz, Hautrotz oder Lungenrotz.
- Diese Formen der Krankheit kommen nicht selten bei einem und demselben Tiere zusammen vor. Der Verlauf der Krankheit ist entweder ein rascher (akuter Rotz) oder ein langsamer (chronischer Rotz).
- a) Der Nasenrotz hat seinen Sitz in der Nasenschleimhaut und ist dies die häufigste Rotzform.
- Die Erscheinungen desselben sind:
- 1. ein anfangs dünner, schleimiger, schleimigeitriger, grünlichgelb oder grau gefärbter, später klebrig, dick, klümperig und mißfärbig (jauchig) werdender Ausfluß aus der Nase, welcher in der Regel einseitig und hie und da mit Blut untermischt ist;
- 2. knotenartige, höckerige Geschwülste im Kehlgange, von der Größe einer Haselnuß bis zu jener eines Hühnereies und darüber, welche hart, unschmerzhaft, wenig beweglich, mit der Nachbarschaft verwachsen sind und an jener Seite sitzen, an welcher der Nasenausfluß vorhanden ist;
- 3. das Auftreten kleiner harten Knötchen auf der Schleimhaut der Nasenhöhle, besonders auf jener der Scheidewand, aus welchen sich runde, anfangs flache Geschwürchen entwickeln, die sich bald vertiefen und dann einen aufgeworfenen, wie angenagten Rand und einen schmutzig graugelben, speckigen Grund zeigen, bei dichtem Stande zusammenfließen und dann größere, unregelmäßige buchtige Geschwüre darstellen. Diese Veränderungen können, sobald sie nahe dem Eingange der Nasenhöhle sitzen, schon mit dem Auge wahrgenommen, bei höherem Sitze aber mit dem Finger gefühlt werden.
- Schon das Vorkommen einer oder der anderen Erscheinung macht das betreffende Tier des Rotzes verdächtig, das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer derselben macht den Bestand des Nasenrotzes zweifellos.
- b) Der Rotz kommt bisweilen auch zuerst in den Lungen, in der Luftröhre und im Kehlkopfe zur Entwicklung und wird dann Lungenrotz genannt. Bei solchen Tieren bilden sich allmählich zunehmende Atembeschwerden mit trockenem, dumpfem Husten und Abmagerung aus. Es können Monate ablaufen, bevor sich diesen Erscheinungen jene des Nasenrotzes oder Hautrotzes zugesellen. Solche anscheinend dämpfige Tiere müssen als rotzverdächtig angesehen werden, wenn früher eine Berührung mit rotzigen Tieren stattgefunden hat.
- c) Beim Hautrotze treten an verschiedenen Körperstellen kleine, runde, wenig oder gar nicht schmerzhafte, bis zur Größe einer Hasel- oder Wallnuß heranwachsende Beulen auf, welche bald erweichen, die Haut durchbrechen und eine zähe, gelbliche oder mitunter bräunliche, rötliche auch mißfärbige eiterige Flüssigkeit ergießen und Geschwüre mit wallartig verdickten, aufgeworfenen und angenagten Rändern und unreinem (speckigem) Grunde bilden, die sich vergrößern und eine zähe, mißfärbige, die Haare verklebende Flüssigkeit absondern. Zwischen den Beulen und Geschwüren entwickeln sich bisweilen strangartige Anschwellungen, häufig auch höckerige Geschwülste der Drüsen an der Brust und in der Leistengegend.
- In manchen Fällen stellt sich an einem oder dem anderen Beine, besonders an den Hintergliedmaßen, eine ausgebreitete, derbe Anschwellung ein, an der sich später beulenartige Knoten bilden, die aufbrechen, mißfärbigen Eiter entleeren und sich zu Geschwüren umwandeln.
- Im vorgerückten Stadium der Rotzkrankheit entwickelt sich Abmagerung, Kurzatmigkeit, ein abgebrochener, matter Husten; die Tiere bekommen ein übles Aussehen; das Haar wird matt und glanzlos, an den Gliedmaßen, der Unterbrust und dem Bauche bilden sich teigige Anschwellungen und die Tiere gehen schließlich an Abzehrung und Erschöpfung ein.
- In manchen Fällen treten die Erscheinungen des Rotzes in Begleitung eines heftigen Fiebers auf und die Tiere können dann schon nach einer 8 bis 14tägigen Dauer der Krankheit zugrunde gehen.
- 5. Pockenseuche der Schafe.
- Die Pockenseuche der Schafe ist eine fieberhafte, sehr gefährliche Ausschlagkrankheit, welche nur durch Ansteckung entsteht und seuchenartig auftritt.
- Einige Tage nach erfolgter Ansteckung stellt sich bei den Schafen Mattigkeit und Traurigkeit, Nachlaß der Freßlust und des Wiederkauens, Tränenfluß, ein schleimiger Ausfluß aus der Nase, Beschleunigung des Atmens und der Herzschläge, Steigerung der Körperwärme ein. Einen oder zwei Tage später zeigen sich an den weniger bewollten Hautstellen besonders am Kopfe, um die Augen und das Maul, an der inneren Fläche der Vorder- und Hinterschenkel, an der Brust und dem Bauche kleine, rote flohstichähnliche Flecke, welche sich in den nächsten 2 - 3 Tagen zu erbsen- bis bohnengroßen Knötchen erheben, aus denen sich einige Tage später Bläschen mit einem zähflüssigen Inhalte bilden. Nach einigen Tagen füllen sich dieselben mit Eiter und vertrocknen schließlich zu gelblichen, dann schwarzbraun werdenden Krusten, die sich nach 8 bis 14 Tagen loslösen und eine etwas vertiefte Narbe zurücklassen. Die Haut ist an den erkrankten Stellen, besonders im Gesicht geschwollen.
- Die Dauer der Krankheit bis zur Abschorfung beträgt 3 - 4 Wochen.
- Bei manchen Tieren erfolgt eine sehr reichliche Pockenentwicklung unter heftigem Fieber und mit starker Entzündung der Haut; die Pocken sitzen dann dicht aneinander, bilden schließlich größere Geschwürflächen und greifen bisweilen auch auf die Schleimhaut des Rachens und der Luftröhre über.
- 6. Beschälseuche der Pferde und Bläschenausschlag der Pferde.
- a) Die Beschälseuche ist eine bei Zuchtpferden vorkommende ansteckende Krankheit von chronischem Verlaufe, welche nur durch die Begattung weiterverbreitet wird.
- Die ersten Veränderungen zeigen sich an den Geschlechtsteilen. Bei Stuten wird eine andauernde starke Rossigkeit, ein schleimiger oder schleimigeitriger Ausfluß aus der fleckig geröteten Scheide wahrgenommen; bald darauf stellt sich eine weiche teigartige Anschwellung der Scham ein; am Eingange der Scheide treten kleine Knötchen, seltener Bläschen auf, aus denen sich später Geschwürchen oder kleine weiße, beziehungsweise lichtgelbe Flecke bilden; die Stuten stellen sich häufig zum Harnen und bewegen hierbei lebhaft die Scham.
- Hengste äußern einen lebhaften Geschlechtstrieb, Drang zum Absatze des Harns, der jedoch nur in geringem Maße abgesetzt wird; die Mündung der Harnröhre ist höher gerötet und geschwollen; aus derselben fließt bisweilen zäher Schleim ab. Auf der Eichel, Rute und zuweilen am Hodensacke bilden sich manchmal Knötchen und aus diesen Geschwüre, beziehungsweise runde weiße Flecke.
- Nach verschieden langer Zeit treten sowohl bei Stuten als Hengsten an verschiedenen Stellen der Hautfläche, harte, schmerzlose, ungefähr talergroße Anschwellungen (Quaddeln) auf, die allmählich oder rasch wieder verschwinden, worauf aber an anderen Stellen frische derartige talergroße Flecke entstehen, die zumeist mit Juckreiz verbunden sind.
- Im weiteren Verlaufe wird Schwäche des Hinterteiles der Tiere wahrnehmbar; sie wechseln im Stande der Ruhe öfter mit den Hinterfüßen, schwanken beim Gehen im Kreuze, erheben sich schwer aus der liegenden Stellung oder gehen auf einem oder dem anderen Fuße lahm.
- Nicht selten stellen sich Lähmungen anderer Körperteile, eines oder des anderen Ohres, der Vorder- oder Hinterlippe, der oberen Augenlider oder des Schweifes ein.
- Die Tiere magern bei ungestörter Freßlust bedeutend ab, das Haar wird struppig, glanzlos; es stellen sich schließlich wassersüchtige Anschwellungen am Unterbauche und an den Gliedmaßen, bei Hengsten am Hodensacke und am Schlauche ein; endlich gehen die Pferde nach einer langen Krankheitsdauer zugrunde.
- b) Der Bläschenausschlag stellt einen ansteckenden Ausschlag an den Geschlechtsteilen der Pferde dar, der durch die Begattung sich sehr leicht weiterverbreitet, aber auch auf andere Weise übertragen werden kann.
- Bei weiblichen Tieren treten auf der Scham kleine Bläschen auf, welche platzen und sich im oberflächliche Geschwürchen umwandeln, die sich schließlich mit dünnen Krusten bedecken, unter welchen die Heilung eintritt. Aus der Scheide entleert sich ein mehr oder weniger reichlicher, schleimiger oder eitriger Ausfluß, der Wurf und das Mittelfleisch ist bisweilen teigig geschwollen.
- Bei männlichen Tieren tritt der Ausschlag an verschiedenen Stellen der Rute auf; er verläuft wie bei weiblichen Tieren; gewöhnlich ist auch eine teigige Anschwellung der Vorhaut bemerkbar.
- Das Allgemeinbefinden ist weder bei weiblichen noch bei männlichen Tieren gestört; der Verlauf ist ein rascher und endet innerhalb 3 - 4 Wochen in Genesung.
- 7. Räude der Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel, dann der Schafe
und Ziegen.
- Die Räude ist eine ansteckende Krankheit der Haut, welche bei Pferden, Eseln, Maultieren und Mauleseln, dann bei Schafen und Ziegen als Seuche vorkommt.
- a) Räude der Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel. An verschiedenen Stellen der Haut, besonders am Kopfe, Halse, den Schultern aber auch an anderen Körperpartien, wie beispielsweise im Kehlgange, an der Innenfläche der Schenkel, am Grunde der Mähne, an der Schweifwurzel und in der Fesselgegend bilden sich anfangs kleine Knötchen, über welchen und in deren Umgebung die Haare ausfallen, wodurch kahle, mit Schuppen besetzte Stellen entstehen. Infolge des heftigen Juckreizes scheuern, beißen und kneipen sich die Pferde beständig, die Haut wird hierdurch verdickt, faltig, schrundig, wund und bedeckt sich allmählich mit dicken Krustenlagen. Von den ursprünglich ergriffenen Stellen verbreitet sich die Krankheit weiter, so daß schließlich die Haut des ganzen Körpers von dem Ausschlage befallen sein kann.
- Jeder bei den vorbenannten Tiergattungen vorkommende Hautausschlag, bei welchem die Tiere einen heftigen Juckreiz zeigen, muß als Räudeverdacht angesehen werden.
- b) Räude der Schafe. An der Räude leidende Schafe geben durch Kratzen, Reiben und Kneipen ein heftiges Juckgefühl zu erkennen, das besonders dann, wenn die Tiere sich erhitzt haben, auffallend wird. Das Wahrnehmen der Äußerung eines starken Juckreizes bei mehreren Stücken einer Herde begründet an und für sich den Verdacht der Räude und verpflichtet zur Anzeige. An den Stellen der Haut, namentlich in der Gegend des Kreuzes und Schweifansatzes, an welchen der Ausschlag zugegen ist, finden sich kleine Knötchen, Bläschen und Pusteln, die sich mit Schuppen und Krusten bedecken, mit welchen die gelockerte Wolle sich leicht abheben läßt. Das Wollvlies wird zottig, die Wolle erscheint hie und da verklebt, fällt stellenweise aus und hinterläßt kahle Flecke, an welchen die Haut verdickt und pergamentartig erscheint.
- Bei längerem Bestande der Krankheit bilden sich dicke Krustenlagen auf der Haut, welche infolge der Verletzungen durch das Reiben und Kratzen blutrünstig wird, während die Kahlheit sich immer weiter ausbreitet. Wird die Krankheit sich selbst überlassen, so magern die Tiere ab und gehen endlich an Erschöpfung ein.
- c) Räude der Ziegen. Die Räude der Ziegen zeigt sich anfangs nur an den schwach behaarten Stellen, besonders am Kopfe (Lippen, Nase und Ohren), verbreitet sich aber bald über den ganzen Körper und charakterisiert sich durch einen grauen, kleienartigen Schuppenausschlag oder durch Auslagerung von harten, zerklüfteten Borken. Die Haut räudiger Ziegen erscheint verdickt, rissig und runzelig, wird pergamentartig sowie kahl; jederzeit besteht starker Juckreiz.
8. Wutkrankheit.
- Die Wutkrankheit ist eine am häufigsten bei Hunden vorkommende, ansteckende schnell verlaufende Krankheit, welche sich ausschließlich durch den Biß wütender Tiere, insbesondere den solcher Hunde weiter verbreitet.
- Die Erscheinungen der Wutkrankheit sind der Hauptsache nach bei allen Tieren gleich. Die wesentlichsten sind in den meisten Fällen:
- aufgeregtes, tobsüchtiges Benehmen, große Reizbarkeit, Neigung zum Beißen oder zum Verletzen durch Schlagen, Stoßen u. dgl. (Tollwut), in anderen Fällen tritt jedoch Abstumpfung, Schwäche, Lähmung verschiedener Körperteile, besonders des Hinterteiles auf; die Beißsucht ist dann weniger auffallend, (stille Wut).
- a) Wut bei Hunden. Die zuerst wahrnehmbare Erscheinung ist eine Veränderung in dem gewohnten Benehmen: die Hunde werden mürrisch und unfreundlich, unruhig und schreckhaft oder träge und verdrossen; sie verkriechen sich häufig, gehorchen ihrem Herrn nur mit Unlust und äußern einen Drang zum Entweichen; die Freßlust ist verringert oder fehlt gänzlich, dagegen tritt die Neigung hervor, ungenießbare oder unverdauliche Gegenstände, wie Holz, Stroh, Federn, Leder u. dgl. zu verschlingen und an kalten Gegenständen, Steinen, Metallstücken u. dgl., an Wasser, an dem eigenen Harne zu lecken.
- Nachdem diese Erscheinungen, deren Auftreten den Hund bereits der beginnenden Wutkrankheit verdächtig macht, einen bis zwei Tage gedauert, wird der Drang zum Entweichen und Herumschweifen auffallender; es stellt sich heftige Beißsucht, besonders gegenüber anderen Hunden, Katzen und größeren Haustieren ein; die Stimme wird rauh und heiser; beim Bellen wird der kurz angeschlagene Laut in einem höheren heulenden Ton fortgezogen. Diese Erscheinungen treten anfallsweise auf; während der Anfälle ist das Bewußtsein der Hunde vollkommen gestört. In der Zeit zwischen den Anfällen liegen die Hunde ruhig dahin, können aber durch Lärm, Berührung mit einem Stocke, grelles Licht usw. in einen Wutanfall versetzt werden. Eine eigentliche Wasserscheu wütender Hunde ist nicht vorhanden; das Futter wird vollkommen verschmäht, dagegen steigert sich die Lust, unverdauliche, selbst ekelhafte Gegenstände zu verschlingen.
- Die Hunde magern rasch ab; sie zeigen ein unheimliches Aussehen, ihre Augen sind trübe, eingesunken, ihr Haar glanzlos und struppig.
- Schließlich tritt Lähmung und Schwäche des Hinterteiles und Unterkiefers ein, die Dauer und Stärke der Anfälle nimmt ab und der Tod erfolgt meistens zwischen dem fünften und siebenten Tage der Krankheit.
- Diese Erscheinungen werden am deutlichsten bei der sogenannten Tollwut beobachtet.
- Bei der sogenannten stillen Wut treten die Beißsucht, das Herumschweifen, die Aufregung und Unruhe weniger deutlich hervor; die kranken Tiere verhalten sich mehr still und traurig und frühzeitig stellen sich Schwäche und Lähmungserscheinungen ein.
- Die Erscheinungen, deren Auftreten den Verdacht der Wut erregen, sind kurz zusammengefaßt, im Beginne Änderungen im Benehmen der Hunde, Veränderung der Freßlust, später Drang zum Entweichen und Herumschweifen, auffallende Beißsucht, Veränderung der Stimme und anfallsweise auftretende Steigerung dieser Erscheinungen.
- b) Die Wut bei Katzen verläuft ähnlich wie jene bei Hunden; besonders auffallend ist die große Unruhe der Tiere und die Heftigkeit der Beiß- und Kratzsucht.
- Ähnliche Erscheinungen zeigen auch wütende Füchse und Wölfe.
- c) Wut bei Pferden. Gewöhnlich benagen Pferde beim Beginne der Krankheit jene Körperstellen, an welchen sie durch ein wütendes Tier gebissen worden sind; die Tiere werden unruhig, aufgeregt und schreckhaft; bisweilen zeigt sich Aufregung des Geschlechtstriebes; die Freßlust verliert sich, das Schlingen wird erschwert, die Stimme rauh und heiser; es stellen sich Zuckungen, selbst Krämpfe ein. Während der eigentlichen Wutanfälle schlagen und hauen die Pferde, beißen in Geräte, selbst in ihren eigenen Körper so, daß sie sich Stücke Haut losreißen oder doch blutig kneipen und greifen auf diese Weise auch andere Tiere an. Das Atmen ist beschleunigt, vor das Maul tritt Schaum und Geifer, die Stimme wird rauh und heiser. Bei vorgeschrittener Krankheit wird die Dauer der Anfälle kürzer und schwächer, die Tiere verfallen rasch; es stellt sich Schwäche, endlich Lähmung des Hinterteiles ein. Von da an liegen die Pferde größtenteils und gehen nach einer Krankheitsdauer von 4 - 6 Tagen zugrunde.
- d) Die Wut bei Rindern stimmt bezüglich der Erscheinungen mit jenen bei Pferden der Hauptsache nach überein; an Stelle der bei ihnen mangelnden Beißsucht äußert sich der Drang zu Angriffen und zum Verletzen durch Stoßen mit den Hörnern nach Gegenständen und Tieren.
- e) Wut bei Schafen und Ziegen. Die Tiere zeigen im Beginne der Wut Unruhe, Aufregung des Geschlechtstriebes, Juckreiz in der Haut, Aufhören der Freßlust und der Wiederkauens. Während der Wut machen die Tiere ungewöhnliche Sprünge, stampfen mit den Füßen, knirschen mit den Zähnen, geifern aus dem Munde, stoßen mit den Hörnern. Ziegen beißen mitunter auch in Geräte. Schließlich erfolgt unter Lähmungserscheinungen der Tod.
- f) Wut bei Schweinen. Wutkranke Schweine sind sehr wild und schreckhaft, scheuern und kratzen an den Bißstellen. Während der Wutanfälle ist das Schäumen aus dem Munde sehr stark, das Atmen beschleunigt, der Blick drohend, die Beißsucht sehr heftig. Dem Eintritte des Todes geht Lähmung des Hinterteiles voraus.
9. Schweinepest.
- Die Schweinepest ist eine entweder rasch zum Tode führende oder schleichend verlaufende, leicht übertragbare Krankheit, die Schweine jedes Alters befällt und bei raschem Verlauf ein Massensterben in Schweinebeständen verursachen kann.
- Der Ansteckungsstoff wird von kranken und gelegentlich auch von gesund erscheinenden, angesteckten Schweinen oder solchen, welche die Seuche überstanden haben, mit den Ausscheidungen (Harn, Kot, Tränenflüssigkeit usw.) verschleppt und ist auch im Blut und Fleisch sowie in den Organen geschlachteter oder verendeter Schweine enthalten. Die Seuche wird durch angesteckte Schweine im Stall, Auslauf, auf Weiden oder Märkten und bei Transporten, aber auch durch Personen (Wärter, Kastrierer, Fleischhauer, Schweinehändler), die verseuchte Ställe, beziehungsweise Gehöfte betreten haben, oder durch Gegenstände (Stroh, Futterreste, Stallgeräte, Schlachtabfälle, Spülwasser, Küchentrank u. dgl.), die mit Blut oder Ausscheidungen kranker oder verendeter Tiere verunreinigt sind, weiterverbreitet.
- Die Krankheit beginnt mit mangelnder Freßlust, Durst, Hinfälligkeit, hohem Fieber und Schüttelfrost. Die Schweine verkriechen sich in die Streu und stehen nur schwer auf. Oft zeigt sich Erbrechen und Verstopfung mit Abgang kleiner, fester Kotballen, die mit Schleim oder Blutgerinseln überzogen sind. Zuweilen ist blutiger Durchfall und Husten zu beobachten. In der Haut, die sich oft heiß anfühlt, sind an den Ohren, am Rücken, Bauch und an den inneren Schenkelflächen einzelne oder zahlreiche punktförmige oder größere rote Flecke (Blutungen) zu sehen. In manchen Fällen sind die Ohren oder der Unterbauch blaurot verfärbt. Bei raschem Verlauf führt die Krankheit schon in wenigen Tagen oder in ein bis zwei Wochen zum Tode.
- Bei langsamen Krankheitsverlauf zeigen die Schweine abwechselnd Verstopfung oder Durchfall und manchmal auch Atembeschwerden mit Husten. Die Haut bekommt durch Schuppen und Schorfbildung ein schmutziges Aussehen. Die Augen sind oft mit Schleim und Krusten verklebt. Diese Krankheitsform kann wochen- und monatelang andauern; sie führt zur Abmagerung und bei Ferkeln zum Kümmern. Werden in Beständen mit solchen Kümmerern oder kranken Tieren gesunde Schweine neu eingestellt, so erkranken diese in der Regel sehr bald an schwerer und oft rasch zum Tode führender Schweinepest. Auch durch das Einstellen solcher Kümmerer in gesunde Bestände kann in diesen in kurzer Zeit ein schwerer Seuchengang hervorgerufen werden.
- Bei toten Tieren sieht man in der Haut oft zahlreiche rote Flecke, die nach dem Brühen geschlachteter Tiere deutlicher hervortreten. Solche rote Flecke (Blutungen) sind auch an den inneren Organen, besonders an den Nieren, an der Harnblase und am Darm wahrzunehmen. Die Darmschleimhäute sind oft stark gerötet und mit oberflächlichen oder tieferen Geschwüren oder knopfartig erhabenen, gelbgrauen Schorfen bedeckt. Gewöhnlich sind bei einem Schweine nicht alle, sondern nur einzelne der beschriebenen Veränderungen zu beobachten; bei ihrer Feststellung, besonders bei dem Auftreten von roten Flecken (Blutungen), besteht deshalb schon der Verdacht auf Schweinepest.
- 9b. Ansteckende Schweinelähmung.
- Die ansteckende Schweinelähmung ist eine rasch oder schleichend verlaufende, ansteckende Krankheit, die Schweine jedes Alters, am häufigsten aber Ferkel und Läuferschweine befällt.
- Der Ansteckungsstoff verursacht eine Gehirn- und Rückenmarksentzündung; er ist in den Ausscheidungen (Speichel, Kot, Harn usw.) angesteckter Schweine sowie im Blute und Fleische und in größeren Mengen im Gehirn und Rückenmark krank geschlachteter oder verendeter Tiere enthalten. Die Seuche wird durch angesteckte, gesund erscheinende Schweine aus verseuchten Gehöften (zum Beispiel durch Zukauf) sowie durch Schlachtabfälle, Küchentrank u. dgl., aber auch durch den Personenverkehr und durch Gegenstände (Stall- und Futtergeräte, Futtermittel), die mit dem Ansteckungsstoff verunreinigt sind, verbreitet.
- Bei raschem Verlauf beginnt die ansteckende Schweinelähmung mit Mattigkeit, Fieber, verminderter Freßlust, würgenden Bewegungen oder Erbrechen und Verstopfung. In der Folge sind Aufregungs- und Krampfzustände wahrzunehmen. Die Tiere werden schreckhaft und unruhig und zeigen einen schwankenden oder schleppenden Gang, Zwangsbewegungen, wie Vorwärtsdrängen oder Drehen im Kreise, sowie Überempfindlichkeit, zum Beispiel Aufschreien und Auslösen von Krämpfen schon bei leiser Berührung oder bei Geräuschen. Ferner sind Zähneknirschen, Kaumuskelkrämpfe (schäumender Speichel), Augenzuckungen und Krämpfe der Kopf- und Halsmuskel (starre Kopfhaltung) zu beobachten. Später gehen die Aufregungs- und Krampfzustände in Lähmungen über, die in der Regel in der Nachhand beginnen und aufsteigend auf Vorderbeine, Hals und Kopf übergreifen, so daß die Tiere schließlich nicht mehr fähig sind, Bewegungen auszuführen oder zu schreien. Der Tod kann schon nach zwei- bis viertägiger Krankheitsdauer eintreten.
- Diese Form ist besonders augenfällig und bedrohlich, sie ist aber nicht die häufigste Erscheinungsform der ansteckenden Schweinelähmung. Sehr oft treten nur Lähmungen auf. Diese Lähmungen beginnen zumeist mit einer Schwäche in der Nachhand (Hintergliedmaßen und Kreuz), die nach kurzer Zeit in völlige Lähmung übergeht, worauf bald auch die Vordergliedmaßen gelähmt sein können.
- Nicht selten kommt es zur Genesung oder die Erkrankung wird chronisch. In letzteren Fällen beobachtet man nach anfänglicher Mattigkeit und schwankendem Gange Lähmungen der Gliedmaßen. Oft sind nur einzelne Gliedmaßen betroffen, an denen Muskelschwund festzustellen ist.
- An geschlachteten oder verendeten Tieren können außer dem etwa entstandenen Muskelschwunde an einzelnen Gliedmaßen sinnfällige Veränderungen nicht wahrgenommen werden.
- 10. Rotlauf der Schweine.
- Der Rotlauf der Schweine wird hervorgerufen durch den Rotlaufbazillus, stellt sich besonders während der heißen Sommermonate ein und befällt vorzugsweise jüngere und weniger widerstandsfähige Tiere.
- Im Beginn der Krankheit zeigen die Schweine bereits eine hochgradige Störung des Allgemeinbefindens, sind matt und traurig, liegen viel, äußern nur geringe Freßlust, dagegen vermehrten Durst.
- Mit der Zunahme der Krankheit hört die Freßlust vollständig auf, der Hinterleib wird gegen Druck empfindlich, nicht selten stellt sich Brechneigung oder wirkliches Erbrechen ein, manchmal ist Verstopfung, öfter aber Durchfall bemerkbar.
- Die sichtbaren Schleimhäute erscheinen dunkelgerötet, die Haut ist an umschriebenen Stellen oder auch verbreitet, besonders am Bauche, in der Leistengegend, am Mittelfleische, an der Innenfläche der Schenkel, am Nacken, am Rücken und an den Ohren gerötet oder violett gefärbt. In manchen Fällen tritt die Rötung an der Körperoberfläche erst kurz vor oder nach dem Tode auf.
- Außerdem macht sich manchmal eine große Aufregung und Unruhe oder im Gegenteile eine aufffallende Abstumpfung der Tiere, Drängen nach einer Seite, Herumlaufen im Kreise, später Schwäche und Lähmung des Hinterteiles bemerkbar.
- Die schweren Fälle enden in der Regel unter Erscheinungen der Atemnot tödlich, und zwar bei sehr raschem Verlaufe schon innerhalb eines oder zweier Tage, bei weniger raschem nach einer vier- bis achttägigen Dauer der Krankheit.
- Bei leichten Fällen tritt Genesung ein, die aber nicht selten eine unvollkommene ist. Als besonders leichte Form des Rotlaufes der Schweine ist das Resselfieber (Backsteinblattern) anzusehen. Diese Krankheit kennzeichnet sich meist nur durch eine eigentümliche Bildung von Flecken in rundlicher oder viereckiger, talergroßer, scharfbegrenzter Form und dunkelroter bis blauroter Farbe, welche etwas über die Haut hervorragen und besonders deutlich bei den geschlachteten abgebrühten Schweinen zutage treten.
11. Geflügelcholera.
- Die Geflügelcholera ist eine ansteckende, durch einen eigenartigen Spaltpilz hervorgerufene, sehr leicht übertragbare Krankheit, von welcher das Hausgeflügel, namentlich Hühner, Truthühner, Gänse und Enten, ergriffen wird und welche fast ausnahmslos tödlich endigt.
- Die Ansteckung gesunder Geflügelbestände erfolgt am häufigsten durch neu eingestelltes krankes Geflügel. Außerdem kann die Krankheit durch an derselben verendetes Geflügel und durch die Abgänge (Eier, Kot, Blut, Eingeweide, Federn usw.) lebender oder geschlachteter kranker Hühner, Gänse, Enten usw. verbreitet werden. Auch kann sich gesundes Geflügel dadurch anstecken, daß es auf Straßen oder Weiden, in Bäche oder Tümpel gelangt, welche zuvor krankes Geflügel benutzt hat.
- Die Ansteckung eines Geflügelbestandes macht sich zuerst durch plötzlich auftretende Todesfälle bemerkbar. Die Gänse, Hühner und Enten usw. sterben nicht selten plötzlich ohne vorausgegangene Krankheitserscheinungen.
- Bei genauer Beobachtung des betreffenden Geflügelbestandes ist aber nach dem Auftreten der ersten Todesfälle in der Regel zu bemerken, daß einige Tiere matt und traurig sind, taumeln und umfallen, das Gefieder sträuben, die Flügel hängen lassen, mangelnden Appetit, hingegen vermehrten Durst zeigen, nicht selten graugelbe schleimige Massen erbrechen und an stinkenden Durchfall leiden. Der entleerte Kot ist zuerst breiig und von weißgelber Farbe, später schleimig, wässerig und grün. Der Kamm und die Kehllappen der Hühner zeigen sich bläulichrot verfärbt. Das Atmen ist angestrengt, röchelnd. Die Tiere verdrehen zeitweise den Kopf und verenden unter Krämpfen oder schlafsüchtigen Erscheinungen.
- Die Krankheitsdauer beträgt in der überwiegenden Zahl der Fälle - von den plötzlichen Todesfällen abgesehen - ein bis drei Tage, kann sich aber auch bis zu acht Tagen und noch länger erstrecken. Die Mehrzahl der Fälle endet mit dem Tode.
11a. Geflügelpest.
- Die Geflügelpest ist eine rasch verlaufende, leicht übertragbare Krankheit, die vor allem Hühner und verwandte Vogelarten, aber auch Tauben und Wassergeflügel befällt. Sie verläuft meist tödlich und verursacht in der Regel innerhalb weniger Tage ein Massensterben in den Hühnerbeständen.
- Der Ansteckungsstoff ist im ganzen Tierkörper sowie im Blut, Kot, Nasenschleim und auf, beziehungsweise in den Eiern kranker Tiere enthalten; er bleibt lange Zeit ansteckungsfähig. Die Seuche wird hauptsächlich durch Schlachtabfälle (Blut, Federn, Eingeweide, Spülwasser) oder Eier aus verseuchten Beständen verbreitet.
- Die Geflügelpest äußert sich durch verminderte Freßlust, Mattigkeit, gesträubtes Gefieder, Schlafsucht, taumelnden Gang und Lähmungserscheinungen. Oft ist Schweratmigkeit (Strecken des Halses, Aufsperren des Schnabels, glucksende oder röchelnde Atemgeräusche) wahrzunehmen. Kopf und Hals sind manchmal geschwollen. Aus den Nasenöffnungen und dem Rachen quillt schleimige Flüssigkeit. Auch Tränenfluß sowie ein gelblich-grüner Durchfall wird häufig beobachtet. Unter zunehmender Schwäche und Lähmung verenden die Tiere am zweiten bis siebenten Krankheitstage oder später. Genesungsfälle sind bei bösartigem Krankheitsverlaufe selten. Tiere, welche die Seuche überstehen, beherbergen oft noch lange den Ansteckungsstoff und können bei ihrer Inverkehrbringung in lebendem oder geschlachtetem Zustande zu Seuchenverschleppungen Anlaß geben.
- Die Erscheinungen an toten Tieren sind manchmal wenig auffallend. In der Regel findet man Schleim in der Nase und im Rachen sowie rote Flecke (Blutungen) in der Schleimhaut des Darmes, im Drüsenmagen und in der inneren Auskleidung der Brust- und Bauchhöhle.
- 12. Tuberkulose der Rinder.
- a) Die vorgeschrittene Tuberkulose der Lunge äußert sich in einer fortschreitenden Abmagerung mit einem immer häufiger werdenden schmerzhaften rauhen oder schwachen tonlosen Husten, beschleunigten und erschwerten Atmen.
- b) Die vorgeschrittene Darmtuberkulose geht einher mit einer fortschreitenden Abmagerung, zeitweiligem Aufblähen und Kolikschmerzen, wechselweisem Durchfall und Verstopftsein und Absetzen von zeitweise mit Schleim und Eiter, auch mit Blutstreifen oder größeren Blutgerinnseln vermengtem Kote.
- c) Die Erscheinungen der vorgeschrittenen Tuberkulose des Tragsackes bestehen in fortschreitender Abmagerung, wobei das Tier stiersüchtig ist, nicht aufnimmt oder verwirft und einen dicken gelblichen schleimigeitrigen, mitunter übelriechenden, bröckeligen, ausnahmsweise auch blutuntermischten Ausfluß aus der Scheide zeigt, insofern derselbe nicht von der zurückgebliebenen Nachgeburt herrührt.
- d) Bei der Eutertuberkulose ist die Erkrankung in der Regel auf ein oder beide Hinterviertel des Euters beschränkt, es entwickelt sich eine unschmerzhafte, gleichmäßige, harte, an Umfang allmählich zunehmende Anschwellung in einzelnen Teilen des Euters, welche sich manchmal auffallend vergrößert und zu derben, brettharten, gleichmäßigen Geschwülsten umwandelt oder nur knotige Verhärtungen aufweist.
- Die Milch erscheint im Anfange der Erkrankung ohne Rücksicht auf die Ausdehnung der krankhaften Veränderung normal, nimmt aber an Menge ab, bis sie in den erkrankten Vierteln ganz versiegt; inzwischen wird die Milch dünner, trübwässerig, gelblich und mit weißen Flocken und weichen Brocken untermischt. Durch den Genuß der rohen Milch von mit Eutertuberkulose behafteten Kühen kann die Krankheit auf Menschen sowie auf Tiere (insbesondere Kälber und Schweine) übertragen werden.
13. Rinderpest.
- Die Rinderpest ist eine fieberhafte, höchst ansteckende, seuchenartig sich verbreitende Krankheit der Rinder, welche auch auf Schafe und Ziegen übergeht und sich durch eine eigentümliche entzündliche Erkrankung sämtlicher Schleimhäute, besonders jener der Verdauungsorgane, auszeichnet. Sie hat in Asien ihre Heimat und verbreitet sich nur von da aus durch den Verkehr in andere Länder.
- Ist ein Tier von einem pestkranken angesteckt worden, so verfließt von da an bis zum Auftreten der Krankheitserscheinungen ein Zeitraum von fünf bis sieben, selten mehr Tagen.
- Die ersten wahrnehmbaren Zeichen der Erkrankung sind jene des Fiebers: nämlich Mangel an Freßlust und Aufhören des Wiederkauens, Zittern der Haut und der Muskeln an verschiedenen Körperteilen, gesträubtes Haar, besonders am Rücken, ungleiche Verteilung und öfterer Wechsel der Hautwärme, besonders an den Beinen, Ohren und am Grunde der Hörner, Hitze des Flotzmaules, Abnahme der Milch. Die Tiere sind traurig, teilnahmslos und hinfällig; manche äußern eine gewisse Unruhe, treten hin und her, brüllen und stampfen mit den Füßen.
- Auf der höher geröteten Schleimhaut der verschiedenen Partien des Maules, besonders den Lippen, am Zahnfleische und der Zunge, seltener an den Backen zeigen sich dunkelrote, später grau oder graugelb werdende, auch zusammenfließende Flecke, locker auflagernde Schorfe, die sich in oberflächlige, seichte Geschwürchen (die sogenannten Erosionen) umwandeln; aus dem Maule fließt zäher Schleim, mitunter mißfärbiger übelriechender Speichel.
- Die Augenlider sind geschwollen, die Bindehaut der Augen ist gerötet, die Tränenabsonderung vermehrt, die Nasenschleimhaut hoch gerötet, aus der Nase kommt anfangs dünner, schleimigeitriger, später auch brauner, übelriechender jauchiger - sogar blutiger Ausfluß zum Vorschein. Das Atmen ist anfangs mäßig beschleunigt und zeitweilig ein kurzer Husten zugegen. Die Schleimhaut des Wurfes und der Scheide von Kühen erscheint geschwollen, fleckig und streifig gerötet, bisweilen von kleinen grauen oder gelben Punkten übersät, nach deren Abstoßung dunkelrote blutende oberflächliche Geschwürchen erscheinen. Aus der Scheide kommt ein schleimigeitriger, zuweilen mit Blut gemischter Ausfluß.
- Diese Veränderungen nehmen in den folgenden Tagen zu; die Tiere werden matt und hinfällig und zeigen bisweilen eine größere Empfindlichkeit gegen einen längs des Rückens und der Lende angebrachten Druck; das Atmen wird stark beschleunigt, auffallend stöhnend; es stellt sich ein kurzer, dumpfer, schmerzhafter Stoßhusten ein. Am zweiten oder dritten Tage der Krankheit treten die Erscheinungen eines heftigen Darmleidens deutlich hervor; Fressen und Wiederkauen hören vollständig auf, die Darmentleerungen werden dünnbreiig, dann flüssig, schmutziggrau, dunkelbraun, übelriechend, bisweilen mit Schleimfetzen und Blut gemengt und werden mit Zwang, sogar unter Vorfall des Mastdarmes, bisweilen unwillkürlich abgesetzt.
- Die kranken Tiere verfallen rasch; die Abmagerung nimmt zu; die Haut wird trocken, das Haar verworren, glanzlos; das Auge sinkt zurück, seine Bindehaut wird bleich, der Blick matt, traurig. Die Schwäche nimmt zu, die Tiere liegen meist mit aufgestütztem Kopfe und gehen gewöhnlich zumeist zwischen dem vierten und siebenten Tage nach dem Ausbruche der Krankheit zugrunde.
- Bei hochträchtigen Kühen tritt in der Höhe der Krankheit gewöhnlich Verwerfen ein. Bei manchen pestkranken Rindern wird außerdem das Auftreten eines schuppigen, knötchen- oder krustenartigen Ausschlages an verschiedenen Stellen der Haut beobachtet, sehr häufig fehlt jedoch derselbe.
- Die als wesentlich zu bezeichnenden Erscheinungen der Rinderpest in ihrem Beginne sind demnach: Fiebererscheinungen, Nachlaß und Aufhören der Milchabsonderung, Verringerung und Aufhören der Freßlust und des Wiederkauens und die eigentümlichen Veränderungen auf der Schleimhaut des Maules, der Nase und der Scheide sowie der kurze abgebrochene Husten und das plötzliche Auftreten von Durchfällen der oben beschriebenen Art. Das gleichzeitige Vorkommen dieser Erscheinungen bei einem Rinde begründet den Verdacht der Rinderpest und verpflichtet unter allen Umständen zur unverweilten Anzeige.
- Im weiteren Verlaufe der Krankheit sind von Bedeutung die Zunahme der angeführten Veränderungen, das Auftreten eines reichlichen, erschöpfenden Durchfalles und einer bedeutenden Atembeschwerde bei raschem Verfall der Kräfte.
- Bei Schafen und Ziegen verläuft die Pest unter gleichen Erscheinungen wie bei Rindern; bei Schafen stellen sich jedoch infolge der in den Lungen sich bildenden Entzündungsherde gewöhnlich noch sehr bedeutende Atmungsbeschwerden ein.
- Wenn nach § 14 des Rinderpestgesetzes die Verpflichtung eintritt, jeden Fall anzuzeigen, in welchem an einem Rinde Erscheinungen einer innerlichen Erkrankung überhaupt wahrgenommen werden, so ist diese Verpflichtung schon begründet, wenn die früher angeführten Fiebererscheinungen, das Nachlassen der Milch ohne örtliches Leiden des Euters, das Aufhören der Freßlust und des Wiederkauens sowie die eigentümlichen Veränderungen der sichtbaren Schleimhaut oder Durchfall auch nur vereinzelt wahrgenommen werden.
Fassung zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 200/1949
Schlagworte
Wildseuche, Haselnuß, Vorderschenkel, Vorderlippe, Beißsucht, Gehirnentzündung, Stallgerät, Aufregungszustand, Kopfmuskel, Brusthöhle
Zuletzt aktualisiert am
11.06.2024
Gesetzesnummer
10010171
Dokumentnummer
NOR12129110
alte Dokumentnummer
N8190931852L
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