Anlage 3 Abwehr und Tilgung von Tierseuchen – Durchführungsbestimmungen

Alte FassungIn Kraft seit 04.9.1949

Anlage 3

Zu § 17.

Belehrung
über die
Erscheinungen der in dem § 16 des Gesetzes vom 6. August 1909,
R. G. Bl. Nr. 177, angeführten Tierseuchen sowie der Rinderpest.

  1. 1. Maul- und Klauenseuche.

Diese Krankheit, für welche alle Wiederkäuer sowie die Schweine empfänglich sind und die ungemein leicht übertragbar ist, entwickelt sich nur infolge von Ansteckung. Sie gibt sich durch das Auftreten von Blasen und Geschwüren auf der Schleimhaut des Maules und auf der Haut der Krone der Klauen sowie des Klauenspaltes zu erkennen.

Bei Schafen, Ziegen und Schweinen kommt die Krankheit vorzugsweise als Klauenseuche, bei Rindern als Maul- und Klauenseuche vor.

Die Schleimhaut des Maules erscheint geschwollen, mit zähem und fadenziehendem Schleime bedeckt und hört man bei Rindern häufig einen auffallenden schmatzenden Ton beim Öffnen des Maules; Freßlust und Wiederkauen sind meist unterbrochen, die Milchabsonderung bei Kühen verringert. Am zahnlosen Rande des Oberkiefers, an der Zungenspitze, an der Schleimhaut der Lippen und der übrigen Teile des Maules von Wiederkäuern, am Rüssel bei Schweinen erheben sich Bläschen und Blasen, die mit einer anfangs hellen, dann trüber werdenden Flüssigkeit gefüllt sind, später platzen und gerötete wunde Stellen zurücklassen, welche sich im weiteren Verlaufe allmählich eindecken, beziehungsweise abheilen; die Aufnahme von Rauhfutter und das Kauen desselben ist namentlich bis zur Bildung der Geschwüre erschwert.

Bei Kühen kommt ein ähnlicher Ausschlag wie im Maule häufig auch am Euter vor.

An den Klauen ist die Wärme vermehrt, die Empfindlichkeit an der Krone und im Klauenspalte gesteigert, an der stärker geröteten Haut dieser Partien treten ähnlich wie im Maule Blasen auf, welche halb platzen und wunde Stellen hinterlassen. Die Tiere zeigen einen gespannten Gang, das Stehen verursacht ihnen Schmerz, sie liegen viel und können sich nur mühsam vom Platze bewegen. Bei Schweinen verbreitet sich die Entzündung von der Klaue aus manchmal bis über den Fessel; besonders bei Triebschweinen stellt sich nicht selten Losewerden und Ausschuhen der Klauen ein.

  1. 2. Milzbrand, Rauschbrand, Wild- und Rinderseuche.
  2. a) Der Milzbrand (Anthrax) ist eine am häufigsten bei Rindern und Schafen, dann bei Pferden, seltener bei Ziegen und Schweinen vorkommende, rasch und meist tödlich verlaufende ansteckende Krankheit, welche durch den Milzbrandbazillus oder die Milzbrandsporen hervorgerufen wird und besonders während der Sommermonate auftritt und in manchen Gegenden einheimisch ist.
  1. b) Rauschbrand (Rausch, Flug, Flugkrankheit, Geräusch, Plage) ist eine durch den Rauschbrandbazillus oder die Rauschbrandsporen hervorgerufene und bei jüngeren, gewöhnlich im Alter von sechs Monaten bis zu vier Jahren stehenden, seltener bei älteren Rindern besonders während der Sommermonate und in bestimmten Örtlichkeiten vorkommende, sehr rasch und in der Regel tödlich verlaufende Krankheit, welche sich durch das Auftreten einer schnell sich vergrößernden, beim Anfühlen knisternden (rauschenden) Geschwulst an verschiedenen Körperstellen zu erkennen gibt.
  1. c) Die Wild- und Rinderseuche wird durch einen eigenartigen Bazillus hervorgerufen und befällt vorwiegend neben Hirschen und Wildschweinen auch Rinder und Hausschweine.
  1. 3. Lungenseuche der Rinder.

4. Rotz.

  1. a) Der Nasenrotz hat seinen Sitz in der Nasenschleimhaut und ist dies die häufigste Rotzform.
  1. 1. ein anfangs dünner, schleimiger, schleimigeitriger, grünlichgelb oder grau gefärbter, später klebrig, dick, klümperig und mißfärbig (jauchig) werdender Ausfluß aus der Nase, welcher in der Regel einseitig und hie und da mit Blut untermischt ist;
  2. 2. knotenartige, höckerige Geschwülste im Kehlgange, von der Größe einer Haselnuß bis zu jener eines Hühnereies und darüber, welche hart, unschmerzhaft, wenig beweglich, mit der Nachbarschaft verwachsen sind und an jener Seite sitzen, an welcher der Nasenausfluß vorhanden ist;
  3. 3. das Auftreten kleiner harten Knötchen auf der Schleimhaut der Nasenhöhle, besonders auf jener der Scheidewand, aus welchen sich runde, anfangs flache Geschwürchen entwickeln, die sich bald vertiefen und dann einen aufgeworfenen, wie angenagten Rand und einen schmutzig graugelben, speckigen Grund zeigen, bei dichtem Stande zusammenfließen und dann größere, unregelmäßige buchtige Geschwüre darstellen. Diese Veränderungen können, sobald sie nahe dem Eingange der Nasenhöhle sitzen, schon mit dem Auge wahrgenommen, bei höherem Sitze aber mit dem Finger gefühlt werden.
  1. b) Der Rotz kommt bisweilen auch zuerst in den Lungen, in der Luftröhre und im Kehlkopfe zur Entwicklung und wird dann Lungenrotz genannt. Bei solchen Tieren bilden sich allmählich zunehmende Atembeschwerden mit trockenem, dumpfem Husten und Abmagerung aus. Es können Monate ablaufen, bevor sich diesen Erscheinungen jene des Nasenrotzes oder Hautrotzes zugesellen. Solche anscheinend dämpfige Tiere müssen als rotzverdächtig angesehen werden, wenn früher eine Berührung mit rotzigen Tieren stattgefunden hat.
  2. c) Beim Hautrotze treten an verschiedenen Körperstellen kleine, runde, wenig oder gar nicht schmerzhafte, bis zur Größe einer Hasel- oder Wallnuß heranwachsende Beulen auf, welche bald erweichen, die Haut durchbrechen und eine zähe, gelbliche oder mitunter bräunliche, rötliche auch mißfärbige eiterige Flüssigkeit ergießen und Geschwüre mit wallartig verdickten, aufgeworfenen und angenagten Rändern und unreinem (speckigem) Grunde bilden, die sich vergrößern und eine zähe, mißfärbige, die Haare verklebende Flüssigkeit absondern. Zwischen den Beulen und Geschwüren entwickeln sich bisweilen strangartige Anschwellungen, häufig auch höckerige Geschwülste der Drüsen an der Brust und in der Leistengegend.
  1. 5. Pockenseuche der Schafe.
  1. 6. Beschälseuche der Pferde und Bläschenausschlag der Pferde.
  1. a) Die Beschälseuche ist eine bei Zuchtpferden vorkommende ansteckende Krankheit von chronischem Verlaufe, welche nur durch die Begattung weiterverbreitet wird.
  1. b) Der Bläschenausschlag stellt einen ansteckenden Ausschlag an den Geschlechtsteilen der Pferde dar, der durch die Begattung sich sehr leicht weiterverbreitet, aber auch auf andere Weise übertragen werden kann.
  1. 7. Räude der Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel, dann der Schafe

und Ziegen.

  1. a) Räude der Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel. An verschiedenen Stellen der Haut, besonders am Kopfe, Halse, den Schultern aber auch an anderen Körperpartien, wie beispielsweise im Kehlgange, an der Innenfläche der Schenkel, am Grunde der Mähne, an der Schweifwurzel und in der Fesselgegend bilden sich anfangs kleine Knötchen, über welchen und in deren Umgebung die Haare ausfallen, wodurch kahle, mit Schuppen besetzte Stellen entstehen. Infolge des heftigen Juckreizes scheuern, beißen und kneipen sich die Pferde beständig, die Haut wird hierdurch verdickt, faltig, schrundig, wund und bedeckt sich allmählich mit dicken Krustenlagen. Von den ursprünglich ergriffenen Stellen verbreitet sich die Krankheit weiter, so daß schließlich die Haut des ganzen Körpers von dem Ausschlage befallen sein kann.
  1. b) Räude der Schafe. An der Räude leidende Schafe geben durch Kratzen, Reiben und Kneipen ein heftiges Juckgefühl zu erkennen, das besonders dann, wenn die Tiere sich erhitzt haben, auffallend wird. Das Wahrnehmen der Äußerung eines starken Juckreizes bei mehreren Stücken einer Herde begründet an und für sich den Verdacht der Räude und verpflichtet zur Anzeige. An den Stellen der Haut, namentlich in der Gegend des Kreuzes und Schweifansatzes, an welchen der Ausschlag zugegen ist, finden sich kleine Knötchen, Bläschen und Pusteln, die sich mit Schuppen und Krusten bedecken, mit welchen die gelockerte Wolle sich leicht abheben läßt. Das Wollvlies wird zottig, die Wolle erscheint hie und da verklebt, fällt stellenweise aus und hinterläßt kahle Flecke, an welchen die Haut verdickt und pergamentartig erscheint.
  1. c) Räude der Ziegen. Die Räude der Ziegen zeigt sich anfangs nur an den schwach behaarten Stellen, besonders am Kopfe (Lippen, Nase und Ohren), verbreitet sich aber bald über den ganzen Körper und charakterisiert sich durch einen grauen, kleienartigen Schuppenausschlag oder durch Auslagerung von harten, zerklüfteten Borken. Die Haut räudiger Ziegen erscheint verdickt, rissig und runzelig, wird pergamentartig sowie kahl; jederzeit besteht starker Juckreiz.

8. Wutkrankheit.

  1. a) Wut bei Hunden. Die zuerst wahrnehmbare Erscheinung ist eine Veränderung in dem gewohnten Benehmen: die Hunde werden mürrisch und unfreundlich, unruhig und schreckhaft oder träge und verdrossen; sie verkriechen sich häufig, gehorchen ihrem Herrn nur mit Unlust und äußern einen Drang zum Entweichen; die Freßlust ist verringert oder fehlt gänzlich, dagegen tritt die Neigung hervor, ungenießbare oder unverdauliche Gegenstände, wie Holz, Stroh, Federn, Leder u. dgl. zu verschlingen und an kalten Gegenständen, Steinen, Metallstücken u. dgl., an Wasser, an dem eigenen Harne zu lecken.
  1. b) Die Wut bei Katzen verläuft ähnlich wie jene bei Hunden; besonders auffallend ist die große Unruhe der Tiere und die Heftigkeit der Beiß- und Kratzsucht.
  1. c) Wut bei Pferden. Gewöhnlich benagen Pferde beim Beginne der Krankheit jene Körperstellen, an welchen sie durch ein wütendes Tier gebissen worden sind; die Tiere werden unruhig, aufgeregt und schreckhaft; bisweilen zeigt sich Aufregung des Geschlechtstriebes; die Freßlust verliert sich, das Schlingen wird erschwert, die Stimme rauh und heiser; es stellen sich Zuckungen, selbst Krämpfe ein. Während der eigentlichen Wutanfälle schlagen und hauen die Pferde, beißen in Geräte, selbst in ihren eigenen Körper so, daß sie sich Stücke Haut losreißen oder doch blutig kneipen und greifen auf diese Weise auch andere Tiere an. Das Atmen ist beschleunigt, vor das Maul tritt Schaum und Geifer, die Stimme wird rauh und heiser. Bei vorgeschrittener Krankheit wird die Dauer der Anfälle kürzer und schwächer, die Tiere verfallen rasch; es stellt sich Schwäche, endlich Lähmung des Hinterteiles ein. Von da an liegen die Pferde größtenteils und gehen nach einer Krankheitsdauer von 4 - 6 Tagen zugrunde.
  2. d) Die Wut bei Rindern stimmt bezüglich der Erscheinungen mit jenen bei Pferden der Hauptsache nach überein; an Stelle der bei ihnen mangelnden Beißsucht äußert sich der Drang zu Angriffen und zum Verletzen durch Stoßen mit den Hörnern nach Gegenständen und Tieren.
  3. e) Wut bei Schafen und Ziegen. Die Tiere zeigen im Beginne der Wut Unruhe, Aufregung des Geschlechtstriebes, Juckreiz in der Haut, Aufhören der Freßlust und der Wiederkauens. Während der Wut machen die Tiere ungewöhnliche Sprünge, stampfen mit den Füßen, knirschen mit den Zähnen, geifern aus dem Munde, stoßen mit den Hörnern. Ziegen beißen mitunter auch in Geräte. Schließlich erfolgt unter Lähmungserscheinungen der Tod.
  4. f) Wut bei Schweinen. Wutkranke Schweine sind sehr wild und schreckhaft, scheuern und kratzen an den Bißstellen. Während der Wutanfälle ist das Schäumen aus dem Munde sehr stark, das Atmen beschleunigt, der Blick drohend, die Beißsucht sehr heftig. Dem Eintritte des Todes geht Lähmung des Hinterteiles voraus.

9. Schweinepest.

  1. 9b. Ansteckende Schweinelähmung.
  1. 10. Rotlauf der Schweine.

11. Geflügelcholera.

11a. Geflügelpest.

  1. 12. Tuberkulose der Rinder.
  1. a) Die vorgeschrittene Tuberkulose der Lunge äußert sich in einer fortschreitenden Abmagerung mit einem immer häufiger werdenden schmerzhaften rauhen oder schwachen tonlosen Husten, beschleunigten und erschwerten Atmen.
  2. b) Die vorgeschrittene Darmtuberkulose geht einher mit einer fortschreitenden Abmagerung, zeitweiligem Aufblähen und Kolikschmerzen, wechselweisem Durchfall und Verstopftsein und Absetzen von zeitweise mit Schleim und Eiter, auch mit Blutstreifen oder größeren Blutgerinnseln vermengtem Kote.
  3. c) Die Erscheinungen der vorgeschrittenen Tuberkulose des Tragsackes bestehen in fortschreitender Abmagerung, wobei das Tier stiersüchtig ist, nicht aufnimmt oder verwirft und einen dicken gelblichen schleimigeitrigen, mitunter übelriechenden, bröckeligen, ausnahmsweise auch blutuntermischten Ausfluß aus der Scheide zeigt, insofern derselbe nicht von der zurückgebliebenen Nachgeburt herrührt.
  4. d) Bei der Eutertuberkulose ist die Erkrankung in der Regel auf ein oder beide Hinterviertel des Euters beschränkt, es entwickelt sich eine unschmerzhafte, gleichmäßige, harte, an Umfang allmählich zunehmende Anschwellung in einzelnen Teilen des Euters, welche sich manchmal auffallend vergrößert und zu derben, brettharten, gleichmäßigen Geschwülsten umwandelt oder nur knotige Verhärtungen aufweist.

13. Rinderpest.

Fassung zuletzt geändert durch BGBl. Nr. 200/1949

Schlagworte

Wildseuche, Haselnuß, Vorderschenkel, Vorderlippe, Beißsucht, Gehirnentzündung, Stallgerät, Aufregungszustand, Kopfmuskel, Brusthöhle

Zuletzt aktualisiert am

11.06.2024

Gesetzesnummer

10010171

Dokumentnummer

NOR12129110

alte Dokumentnummer

N8190931852L

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