jetzt Anlage 17
Anlage 13
LEHRPLAN FÜR DEN KATHOLISCHEN RELIGIONSUNTERRICHT AN DER FACHSCHULE FÜR SOZIALBERUFE MIT PFLEGEVORBEREITUNG
Präambel
Der Lehrplan benennt Kompetenzen und ordnet sie Themenbereichen und Einzelthemen zu. Die Themenbereiche sind ab der zweiten Klasse auf Semester (Kompetenzmodule) aufgeteilt.
Dem Charakter des Lehrplans als Rahmenlehrplan entspricht, dass die Formulierung von inhaltsbezogenen Teilkompetenzen und die damit verbundene thematische Schwerpunktsetzung (vgl. die im Lehrplan genannten Einzelthemen) Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist.
1. Bildungs – und Lehraufgabe
1.1 Katholischer Religionsunterricht im Rahmen der schulischen Bildung
Im Religionsunterricht verwirklicht die Schule in besonderer Weise ihren Auftrag zur Mitwirkung an der religiösen Bildung (§ 2 Schulorganisationsgesetz) in Form eines eigenen Unterrichtsgegenstandes. Dieser versteht sich als Dienst an den Schülerinnen und Schülern und an der Schule.
Der Religionsunterricht ist konfessionell geprägt und gewinnt aus seiner Orientierung an der biblischen Offenbarung und der kirchlichen Tradition seinen Standpunkt.
Er nimmt das unterschiedliche Ausmaß kirchlicher Sozialisation bzw. religiöser Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler durch Differenzierung und Individualisierung ernst und will alle Schülerinnen und Schüler ansprechen, wie unterschiedlich ihre religiösen Einstellungen auch sein mögen.
Im Sinne ganzheitlicher Bildung hat der Religionsunterricht kognitive, affektive und handlungsorientierte Ziele, die – entsprechend dem christlichen Menschenbild – davon ausgehen, dass der Mensch auf Transzendenz hin ausgerichtet ist. So erhalten die zu behandelnden Grundfragen nach Herkunft, Zukunft und Sinn eine religiöse Dimension.
1.2 Inhalt und Anliegen des Religionsunterrichts
In der Mitte des Religionsunterrichts stehen die Schülerinnen und Schüler, ihr Leben und ihr Glaube. Inhalt des Religionsunterrichts sind daher sowohl das menschliche Leben als auch der christliche Glaube, wie er sich im Laufe der Geschichte entfaltet hat und in den christlichen Gemeinden gelebt wird.
Lebens-, Glaubens- und Welterfahrungen der Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer werden dabei aus der Perspektive des christlichen Glaubens reflektiert und gedeutet. Dieser Glaube hat in Jesus Christus seine Mitte.
Zugleich werden junge Menschen ermutigt, ihre persönlichen Glaubensentscheidungen zu treffen und dementsprechend ihr Leben und ihren Glauben zu gestalten. Damit leistet der Religionsunterricht einen wesentlichen Beitrag zur Sinnfindung, zu religiöser Sachkompetenz und zur Werteerziehung und trägt auch zur Gestaltung des Schullebens und der Schulkultur bei.
1.3 Bedeutung des Religionsunterrichts für die Gesellschaft
Der Religionsunterricht zielt darauf ab, dass die Schülerinnen und Schüler besser mit sich selbst und mit der eigenen Religion und Konfession vertraut werden. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und der Zugehörigkeit zur katholischen Glaubensgemeinschaft soll einen Beitrag zur Bildung von Identität leisten, die eine unvoreingenommene und angstfreie Öffnung gegenüber dem Anderen erleichtert. Das erfordert eine entsprechende Beschäftigung mit anderen Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Trends. Es geht sowohl um eine Befähigung zu Respekt gegenüber Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen als auch gegebenenfalls um die Kompetenz zu sachlich begründetem Einspruch.
Die Thematisierung der gesellschaftlichen Bedeutung von christlichem Glauben soll zum Einsatz für ein menschenwürdiges Leben aller, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ermutigen und befähigen. Damit verbunden ist die Einladung an die Schülerinnen und Schüler, sich in Kirche und Gesellschaft sowie in ihrer Berufs- und Arbeitswelt zu engagieren.
1.4 Stellung des Religionsunterrichts an der Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung
Der Religionsunterricht ist Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrages der betreffenden Schulart. Sie dient der Erweiterung und Vertiefung der bereits erworbenen Allgemeinbildung und vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten, die zur Ausübung eines Berufes auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet befähigen und auf Tätigkeiten und Ausbildungen im Gesundheitsbereich vorbereiten.
Religiöse Bildung ist unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung sowie der beruflichen Bildung. Sie fördert insbesondere die Reflexion und Mitgestaltung der beruflichen Lebenswelt. Die Schülerinnen und Schüler werden in ihrem Fühlen, Denken und Handeln, in ihren Hoffnungen, Freuden und Ängsten ernst genommen. Dadurch sollen die Schülerinnen und Schüler zur selbstständigen Lebensbewältigung ermutigt und zu verantwortungsbewusstem Handeln befähigt werden. Der Religionsunterricht will der Erweiterung des geistigen Horizonts dienen, zur Kritikfähigkeit und zu einer empathischen Grundeinstellung hinführen und soziale Kompetenz fördern.
Der Religionsunterricht ermöglicht fächerverbindendes Arbeiten und strebt die Zusammenarbeit mit anderen Unterrichtsgegenständen an.
Religiöse Übungen fördern performatives Lernen und stärken Gemeinschaft und Solidarität.
2. Didaktische Grundsätze
Der Lehrplan für den Religionsunterricht an der Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung ist in Verbindung mit dem Gesamtlehrplan zu lesen und ist ein Lehrplan mit Rahmencharakter. Dieser ermöglicht den Religionslehrerinnen und Religionslehrern Veränderungen und Neues in Kultur, Gesellschaft, Religion und in den einschlägigen Berufsfeldern zu berücksichtigen sowie die einzelnen Lehrplaninhalte den schulspezifischen und situationsspezifischen Zielsetzungen gemäß zu gewichten.
Die Einzelthemen sind in Hinblick auf die zugeordneten Kompetenzen zu verstehen und können situations- und zielgruppenorientiert ausgewählt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Themenbereich so repräsentativ und elementar wie möglich dargestellt wird.
Auf Grund von aktuellen Ereignissen, schulspezifischen Gegebenheiten, Projekten u.Ä. kann von der Klassen – bzw. Semesterzuordnung abgewichen werden.
2.1 Allgemeindidaktische Prinzipien
Der Religionsunterricht hat als Unterrichtsgegenstand an der Fachschule für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung seinen Beitrag zu den Erziehungs- und Bildungsaufgaben der österreichischen Schule zu leisten. Die allgemeinen didaktischen Prinzipien sind im Lehrplan der Fachschule im Abschnitt IV geregelt.
2.2 Religionsdidaktische Prinzipien
Darüber hinaus hat der Religionsunterricht spezifische religionsdidaktische Prinzipien unter besonderer Berücksichtigung der Korrelation und der Elementarisierung zu beachten.
Er soll
- – die Lebens- und Glaubenserfahrung,
- – das Leben der Kirche und die Feste des Kirchenjahres,
- – die spirituelle Dimension sowie
- – den ökumenischen, interreligiösen und interkulturellen Dialog einbeziehen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Möglichkeit haben
- – ihre Praktikumserfahrungen zu reflektieren,
- – im Umgang mit der Bibel zu lernen und Orientierung für ihr Leben zu finden und
- – die besondere Sprache von Bildern und Symbolen kennenzulernen.
3. Kompetenzen (Bildungs- und Lehraufgabe/ Lernergebnisse des Pflichtgegenstandes Religion rk)
Im Bereich Freiheit – Verantwortung – Solidarität
- – können die Schülerinnen und Schüler lebensrelevante Werte und gesellschaftliche Entwicklungen wahrnehmen und aus christlichem Selbstverständnis beschreiben.
- – können die Schülerinnen und Schüler ethische Modelle benennen, und für das spätere Berufsleben diskutieren.
- – können die Schülerinnen und Schüleraus einer christlichen Haltung Verantwortung für sich und das Miteinander übernehmen.
Im Bereich Gott – Mensch – Welt
- – können die Schülerinnen und Schüler die Welt als von Gott anvertraut sehen und zu einem nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung beitragen.
- – können die Schülerinnen und Schüler verschiedene Gottesbilder in deren Unterschiedlichkeit und biografischen Entwicklung wahrnehmen, beschreiben und kommunizieren.
- – können Schülerinnen und Schüler den Menschen als Geschöpf Gottes verstehen und in seiner Diversität bejahen.
Im Bereich Jesus der Christus
- – können die Schülerinnen und Schüler die Eckpunkte des Lebens und Glaubens des Juden Jesus von Nazaret und seiner Botschaft darstellen.
- – können Schülerinnen und Schüler Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi als Hoffnungsbild für Menschen beschreiben.
- – können die Schülerinnen und Schüler die Heilsbotschaft Jesu in ihrer vielfältig prägenden Kraft deuten und ins Leben heute übersetzen.
Im Bereich Glaube – Kirche – Feste
- – können die Schülerinnen und Schüler ihr Leben in unterschiedlichen sozialen Bezügen unter dem Anspruch der Selbst-, Nächsten- und Gottesliebe beschreiben und Feste als Ausdruck der Gemeinschaft wahrnehmen.
- – können die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung von Alltagsritualen für die persönliche Entwicklung reflektieren und religiöse Feiern mitgestalten.
- – können die Schülerinnen und Schüler die Sprache der Symbole deuten und die Sakramente als Zeichen der Nähe Gottes beschreiben.
Im Bereich Offenbarung – Bibel – Tradition
- – können die Schülerinnen und Schüler die Spuren der Offenbarung Gottes in Leben und Geschichte wahrnehmen und die Bibel als Ausdruck des Weges Gottes mit den Menschen deuten.
- – können die Schülerinnen und Schüler ausgehend von einer persönlichen Auseinandersetzung biblische Texte erschließen und in die Begegnung mit Menschen einbringen.
- – können die Schülerinnen und Schüler die Entstehung und Praxis kirchlicher Tradition(en) beschreiben.
Im Bereich Leben in Fülle – Tod – Würde
- – können die Schülerinnen und Schüler die christliche Botschaft vom „Leben in Fülle“ beschreiben und in der Begegnung mit Menschen einbringen.
- – können die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Jenseitsvorstellungen beschreiben und Leid, Sterben, Tod und Trauer aus christlicher Perspektive reflektieren.
- – können die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Begründungsansätze für Würde diskutieren und das Leben in seiner Unantastbarkeit begreifen.
Im Bereich Heil – Unheil – Erlösung
- – können die Schülerinnen und Schüler Menschen in deren beglückenden wie leidvollen Lebenssituationen wahrnehmen und sie im Sinn der christlichen Erlösungsbotschaft empathisch begleiten.
- – können sich die Schülerinnen und Schüler in Alltags – wie Krisensituationen der Sinnfrage stellen und vielfältige Sinnangebote diskutieren.
- – können die Schülerinnen und Schüler Unrechtssituationen wahrnehmen, in ungerechten Strukturen Schuldverstrickungen erkennen und gerechte Lösungsansätze entwickeln.
Im Bereich Kultur – Religion – Weltanschauungen
- – können die Schülerinnen und Schüler das Religiöse in Alltag, Kunst und Kultur wahrnehmen.
- – können die Schülerinnen und Schüler Welt- und Lebensdeutungen der Religionen beschreiben und sich mit ihnen respektvoll auseinandersetzen.
- – können die Schülerinnen und Schüler sich mit verschiedenen Weltanschauungen auseinandersetzen und Ideologien erkennen.
4. Themenbereiche und an Kompetenzen orientierte Einzelthemen (Lehrstoff)
I. Klasse:
1.Semester
2.Semester
Freiheit – Verantwortung – Solidarität
Lebensbedeutsame Werte: meine – deine – unsere Werte
Freiheit von – Freiheit zu
Menschenrechte, Gerechtigkeit
Gott – Mensch – Welt
Biografie und Gottesbild
Das Bild vom Menschen, Menschenbilder – Gottesbilder – christliches Menschenbild
Gottesbilder der abrahamitischen Religionen
Jesus der Christus
Das Leben Jesu und seine Lebenspraxis
Botschaft Jesu: das Dreifachgebot der Liebe
Der Jude Jesus in seiner Zeit; Jesusdeutungen im Laufe der Geschichte
Glaube – Kirche – Feste
Selbstannahme und Beziehungsfähigkeit: Halt – Zuspruch – Heilung
Rituale und ihre Funktionen/Bedeutungen in unterschiedlichen Lebenssituationen
Liturgie der zentralen Feste des Kirchenjahres
Offenbarung – Bibel – Tradition
Heilige Schrift: Erfahrungen und Zugänge
Biblische Geschichte als Heilsgeschichte
Biblische Frauengestalten; Stellung der Frau in den Religionen
Leben in Fülle – Tod – Würde
Beziehung, Lebensfreude, Lebensglück
Wert und Würde des Lebens
Lebensformen: Ehe, Familie, Partnerschaft, Freundschaft, Ordensgemeinschaft
Heil – Unheil – Erlösung
Sucht/Süchte und Sehnsucht nach sinnerfülltem Leben
Angst – Ängste – Zwänge
Armut, bedrohtes Leben
Kultur – Religion – Weltanschauungen
Erscheinungsformen des Religiösen – Phänomen Religion
Weltbilder, Weltanschauungen, Ideologien
Judentum – Christentum – Islam
II. Klasse:
3.Semester – Kompetenzmodul 3
Freiheit – Verantwortung – Solidarität
Leben in Entscheidungen, Gewissen, Gewissensbildung
Ethik und Moral, Normen und Werte
Soziale Verantwortung
Gott – Mensch – Welt
Religiöse Erziehung und Entwicklung
Schöpfung und Geschöpflichkeit, Diversität
Der dreifaltig liebende Gott – Heilsgeschichte
Jesus der Christus
Jesu Zuwendung und Hinwendung: Heilungs- und Wundererzählungen
Abba-Beziehung Jesu; Vater unser
Das Jesusbild in den abrahamitischen Religionen
Glaube – Kirche – Feste
Gottes liebende Zuwendung in den Sakramenten
Die Sprache der Symbole; Begriff „heilig“
Persönliche Spiritualität (Gebet, Stille, Meditation, Psalmen,...)
4.Semester – Kompetenzmodul 4
Offenbarung – Bibel – Tradition
Biblische Erzählungen als Narrativ menschlicher Grunderfahrungen
Die Exoduserzählung; Exodus in Geschichte und Gegenwart
Biblische Ethik: Dekalog, Bergpredigt, Goldene Regel
Leben in Fülle – Tod – Würde
Christliche Ethik des Lebens
Fragilität menschlichen Lebens – Krankheiten, Behinderungen, Beeinträchtigungen, Schmerz und Trauer
Körperlichkeit, Geschlechtlichkeit, Intimität; Religions- und kultursensible Pflege und Betreuung
Heil – Unheil – Erlösung
Persönliche Grenzen und Möglichkeiten
Umgang mit Misserfolg; Scheitern und Wachsen
Erfahrungen von Gewalt und Ohnmacht, Ausbeutung und Versklavung, strukturelle Ungerechtigkeit
Kultur – Religion – Weltanschauungen
Heilige Zeichen, Orte und Zeiten; Religion – Kunst – Kultur
Ersatzreligionen (Ernährung, Sport, Medien, …), Esoterik
Hinduismus – Buddhismus – Östliche Philosophien
III. Klasse:
5.Semester – Kompetenzmodul 5
Freiheit – Verantwortung – Solidarität
Leben mit Behinderungen und Einschränkungen
Berufsethische Fragestellungen
Resilienz, Leistungsdruck
Gott – Mensch – Welt
Glauben in einer säkularen Welt, Glaubenszweifel
Vulnerabilität und Fragmentarität menschlichen Lebens
Naturwissenschaft und Glaube
Jesus der Christus
Jesuanische Ethik; Gleichnisse
Passion – Ostern: Sieg des Lebens über den Tod
Jesusdarstellungen in Literatur, Film, bildender Kunst, Musik,...
Glaube – Kirche – Feste
Einrichtungen kirchlicher Trägerschaften und deren soziales Engagement
Fasten und Feste feiern in den Religionen
Feste, Feiern und Rituale in Betreuung und Pflege
6.Semester – Kompetenzmodul 6
Offenbarung – Bibel – Tradition
Bibel und die Künste
Von Jesus zum Christentum: Judentum – Jesusbewegung – kirchliche Tradition
Leben in Fülle – Tod – Würde
Heils- und Erlösungslehren, Glaube an die Auferstehung
Empathie und Fürsorge, Nächstenliebe; Spiritual care – Begleitung und Stärkung
Verantwortung und Missbrauch in Familien und Institutionen
Heil – Unheil – Erlösung
Glück, Erfüllung, Heil
Erfahrung von Schuld und Leid; Theodizee
Die Gottesreich-Botschaft Jesu
Kultur – Religion – Weltanschauungen
Christliche Kirchen, Ökumene
Religiöse Praxis in einer säkularen und religiös vielfältigen Gesellschaft
Interreligiöses Begegnungslernen
jetzt Anlage 17
Zuletzt aktualisiert am
27.05.2025
Gesetzesnummer
20003080
Dokumentnummer
NOR40260313
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