Anlage A
Alphabetisierungskurse
Rahmencurriculum
Vorwort
Dieses Rahmencurriculum dient als Leitfaden für die inhaltliche und methodische Vermittlung der Lese- und Schreibfähigkeit in Alphabetisierungskursen (Modul 1 der Integrationsvereinbarung).
Das Hauptaugenmerk dieses Kurses liegt auf der Erarbeitung der Fertigkeiten Lesen (rezeptiv) und Schreiben (produktiv), wobei der Lehrperson die Wahl der verwendeten Methode frei überlassen bleibt. Es wird die Druckschrift (und nicht Block- oder Schreibbuchstaben) unterrichtet, dies sollte auch bei der Erstellung von eigenen Lehrmaterialien berücksichtigt werden.
Lernziel des Kurses ist die Beherrschung der Schriftsprache. Der Erwerb der Lese- und Schreib- bzw. Schriftkompetenz ist Voraussetzung zur Teilnahme am anschließenden Deutschkurs.
Kurs
1. Kursinhalte
Ausgehend von der Erarbeitung von Phonemen (Lauten) und der graphomotorischen Erarbeitung der dazu gehörenden Grapheme (Buchstaben) wird das Lesen und Schreiben einfacher Wörter geübt.
Bei der Wahl der Reihenfolge der zu erlernenden Buchstaben ist darauf zu achten, dass zu Beginn im Sprachgebrauch häufig vorkommende Buchstaben (wie z. B. die Vokale a, e, i, o, u, sowie häufig auftretende Konsonanten wie m, n, s,...) gewählt werden, da dies die Wortschatzarbeit begünstigt. Außerdem ist zu beachten, dass Verschlusslaute (p, b, t, d, k, g) beim Lesen schwieriger zusammenzulauten sind und daher, ebenso wie Konsonantenhäufungen (z. B.: „Strumpf“), eine große Herausforderung für die Lernenden darstellen.
Grundsätzlich wird immer am „Laut“ und nicht am „Buchstaben“ gearbeitet, daher besitzt die Lautschulung neben der graphomotorischen Erarbeitung der Buchstaben einen sehr hohen Stellenwert.
Mit dem Aufbau eines Schreibwortschatzes geht ebenso die Vergrößerung des sprachlichen Wortschatzes einher. Als Hilfsmittel hat sich hierbei der Einsatz von Bildern oder realen Gegenständen bewährt. Die schriftlich erarbeiteten neuen Wörter müssen beständig memorisiert und wiederholt werden.
Mit einher geht das Vertraut werden mit der Handhabung der im Kurs verwendeten Unterrichts- und Lernmaterialien (z. B. Arbeitsblätter, Hefte, Schreibutensilien, Radiergummi, Schere, Klebstoff usw.). Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben zu Ende des Kurses einen Überblick über ihre Unterlagen und sind in der Lage, in diesen Inhalte wieder zu finden und bei Bedarf nachzuschlagen.
Es sollen Strategien zum autonomen Lernen vermittelt werden, die auch als Rüstzeug für nachfolgende Kurse dienen.
2. Beschreibung der Lernziele
Folgende Ziele sollen von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen erreicht werden, um in Folge an einem Deutsch-Intensivkurs teilnehmen zu können:
2.1. Fertigkeit Lesen
Einfache schriftliche Inhalte können gelesen und nach mehrmaligem Lesen auch sinngemäß erfasst werden. Texte auf einfachstem Niveau, die in Zusammenhang mit dem Lebensalltag der Teilnehmer und Teilnehmerinnen stehen, können mit Hilfe von visueller Aufbereitung inhaltlich erfasst werden.
2.2. Fertigkeit Hören
Dieser Fertigkeit kommt beim Erlernen der Schrift eine große Bedeutung zu. Die Lautgestalt von Wörtern wird in einzelne Bestandteile (Laute) zerlegt. Anschließend müssen die gehörten Laute in Buchstaben transkribiert werden. Zu beachten ist hierbei, dass der gleiche Laut in Verbindung mit unterschiedlichen Buchstaben anders klingt. Daher ist die Lautschulung eine der Säulen im Alphabetisierungsprozess und es geht immer darum, den Laut und nicht den Buchstaben richtig zu hören.
2.3. Fertigkeit Schreiben
Stufen des Schreiblernprozesses:
- 1. Logographische Stufe: Symbole können Inhalten zugeordnet werden.
- 2. Alphabetische Stufe: Wörter können lauttreu verschriftlicht werden.
- 3. Orthographische Stufe: Bei der Verschriftlichung werden orthographische Regeln berücksichtigt.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen mit Ende des Kurses zumindest Stufe 2 erreichen. Einzelne Wörter sollen nach Diktat lautgetreu verschriftlicht werden können. Darüber hinaus wird das Schreiben der Ziffern von 0 bis 9 erlernt und das Zuordnen von Ziffern zu entsprechenden Mengen trainiert. Dieser Prozess beinhaltet die Schulung des Vorstellungsvermögens von Ziffern als abstrakte Abbildung einer Menge. Einfachste Rechenoperationen mit Beispielen aus dem Lebensalltag der Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen werden durchgeführt, wobei mit Hilfe von konkreten Gegenständen (z. B.: Münzen, Bleistifte, Würfel usw.) das abstrakte Verständnis für Ziffern hergestellt wird.
2.4. Fertigkeit Sprechen
Kurze Sätze werden memorisiert, um das phonematische Bewusstsein der Teilnehmer und Teilnehmerinnen für Satzkonstruktionen zu schärfen. Das beinhaltet das Unterscheiden von Lauten, Buchstaben, Silben, Wörtern und Sätzen. Dazu eignen sich beispielsweise rhythmische Übungen wie klatschen oder stampfen.
3. Materialien
Die Unterrichtsmaterialien sollen erwachsenengerecht sein und auf die Lebens- und Arbeitsrealität der Lernenden bezogen sein.
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