Wenn wir versuchen, Vorhersagen über das Legal Management im Jahre 2030 zu treffen, hat das zunächst nichts mit Technik zu tun. Es ist – im Prinzip – im Rahmen der Anwendung hellseherischer Methodologie auch irrelevant, ob wir unsere Erwägungen für Wirtschaftskanzleien oder den Verbraucheranwalt treffen, wenngleich sich freilich Unterschiede abzeichnen können. Im Fokus der Prä-Analyse steht zunächst ein Profiling des Objekts unseres Wirkens. Auch wenn sich die Unterschiede anwaltlicher oder beratender Tätigkeit beliebig differenzieren lassen, so steht doch im Mittelpunkt unserer Profession, sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite, vor allem eins: der Mensch. Ganz gleich, ob Milliardendeal oder Nachbarstreitigkeit, ob Legislative, Exekutive oder Judikative, die Sachverhalte, mit denen sich Juristen und die Anwaltschaft beschäftigen sind – bislang – alle von Menschen gemacht. Auch gegenwärtig bedürfen noch die meisten – wenn nicht alle – Legal Tech-Applikationen eines nicht unerheblichen menschlichen Inputs und auch unter optimistischer Anwendung des Moore'schen Gesetzes1 ist eine perspektivische Betrachtung im Zeithorizont bis 2030 nicht so lang, dass man eine völlige „Veralgorithmisierung“ des angewandten Rechts erwarten dürfte.
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